claim von gute-banken

Die Kunst der wirksamen Headline. Oder: Welches Schweinderl hätten’s denn gern?

In einem gut recherchierten und bemerkenswert anerkennenden Artikel („Das Volksbank-Geheimnis. BANKEN DER ZUKUNFT“, 21.1.16) würdigt das Magazin Capital die Arbeit der Genossenschaftsbanken. Das Handelsblatt zieht derweil über die Sparkassen her. Seltsame Welt …

Das Schöne an diesem Artikel bzw. auch an dieser Überschrift ist vor allem: Sie schafft es, aus dem recht drögen und bodenständigen Geschäftsmodell der Genossenschaftsbanken – das lange Zeit kein Massenmedium ernsthaft interessierte – etwas Spannendes zu machen! Dass der Artikel die Vorteile der Langsamkeit und Gradlinigkeit in manchen Fällen auch wieder nur über Zahlen herleitet, sehen wir ihm wegen der schönen Headline nach!

Sollten Banken auch fremde Fonds verkaufen – oder lieber doch nicht?

Also: Unter anderem wird auch etwas angesprochen, über das wir auch schon oft nachgedacht haben: Was ist besser – wenn eine Bank nur die Produkte der eigenen Gruppe verkauft, oder wenn sie auch mit fremden Produkten wie ein Supermarkt oder freier Makler Geld verdient?

Das Thema ist nicht wirklich neu – aber auch noch nicht wirklich alt. Das Ganze begann eigentlich 2001, als die Commerzbank anfing, Fremdprodukte zu verkaufen. Danach zogen dann irgednwann auch erst die anderen privaten und dann die Sparkassen und Genossenschaftsbanken zögerlich nach. Darüber schrieb ZEIT-Online („Fonds aus dem Supermarkt“, 19.8.04) einen schönen Artikel, dessen Quintessenz lautete:

Banken und Sparkassen verkaufen auch Investmentprodukte der Konkurrenz – die Anleger bezahlen die neue Vielfalt mit höheren Gebühren.“

Das behalten wir mal im Sinn und kehren zurück zu dem Artikel mit der schönen Headline. Dort heißt es nämlich: Wenn Genossenschaftsbanken ihren Kunden – von denen ja viele auch Mitglieder und deshalb Miteigentümer der Bank sind, in der Filiale einen Fonds oder eine Versicherung anböten, handele es sich

„mit ziemlicher Sicherheit um einen Fonds der Union oder eine Versicherung der R+V. So verdient die Finanzgruppe quasi doppelt: am Produkt. Und an den Provisionen.“

Das ist insofern eine bemerkenswerte Aussage, als kurz danach das Handelsblatt („Fondstochter der Sparkassen: Der große Deka-Bluff“, 28.2.12) die Sparkassen und die DekaBank – also das Gegenstück zu Union Investment bei den Genossenschaftsbanken, wegen genau dieses Vorgehens am liebsten in der Luft zerrissen hätte:

Da liest sich das dann ganz anders: Weil Sparkassen unter den niedrigen Zinsen leiden würden, so heißt es da, seien ihnen

 „die Provisionen, die sie von der Deka für den Verkauf der Fonds erhalten – und die Dividende, die die Deka an die Sparkassen ausschüttet“,

umso wichtiger. Nun muss man, um gerecht zu bleiben, noch hinzufügen, dass der Handelsblatt-Artikel sich im Wesentlichen auf die Kostenstrukturen der Deka als Fonds-Haus bezieht. Die waren dem Autor des Artikels in manchen Fällen zu hoch. In diesem Zuge können wir uns jetzt doch noch ein Zitat nicht verkneifen:

Das Handelsblatt kritisiert, quasi ganz im Sinne der Verbraucher, auch die Umschlagshäufigkeit eines bestimmten Deka-Fonds. Der sei bereinigt im Jahr 2014 „fünf mal“ komplett umgeschichtet worden.

Da mussten wir natürlich lächeln. Weil man in den letzten Jahren nicht den Eindruck hatte, als sei ein möglichst „aktives Management“ und das „rein und raus“ oder „hin und her“ die Taschen doch nicht leer machen würde. Immer mal wieder hatten wir über das Thema der stetig angewachsenen Umschlaghäufigkeit geschrieben… nicht ohne Grund, denn die Umschlagshäufigkeit ist ja ständig gestiegen. Und nun wird sie also gebrandmarkt. Das finden wir cool – auch wenn das Handelsblatt sie nur dann moniert, wenn sie dem Ziel der Gewinnmaximierung mehr als nötig schadet…

Fazit:

Nun haben wir also drei Positionen – die schlussendlich eines gemeinsam haben: Sie gehen alle davon aus, dass man dem Kunden nur dann Gutes tun kann, wenn man ihm ein besseres zahlenmäßiges Ergebnis liefert als andere. Es geht im Grunde nur noch um die Farbe. Wie sagte Robert Lembke immer so schön:

Welches Schweinderl hätten’s denn gern?

Aber so ist das eben. Das System kommt immer mehr durcheinander. Man weiß nicht mehr so recht, was nun richtig ist. Und für wen…

Aber genau darin liegt ja vielleicht die Hoffnung. Wie sagte schon Kant sinngemäß so schön: „Wenn wir die Ziele wollen, dann wollen wir auch die Mittel.“ Nun muss man nur noch herausfinden, was die richtigen Ziele sind.

Man sollte es vielleicht einfach mal mit dem Gemeinwohl probieren und die Profitmaximierung beiseite legen. Die fällt derzeit ja ohnehin vor allem deshalb schwer, weil genau dieselbe Profitmaximierung ja überhaupt erst zu den Niedrigzinsen führte, mit denen jetzt alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist, in „die Märkte“ hinein beraten werden soll…

… eine seltsame Welt ist das heute, nicht wahr?…

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