claim von gute-banken

Finanztest, der Dispozins – und unser Respekt vor Alleinerziehenden …

Einmal im Jahr ist es soweit: FinanzTest zieht die Banken wegen hoher Dispozinsen durch den Kakao. Und dann schreiben alle drüber. Beispielsweise das ManagerMagazin: „Stiftung Warentest kritisiert: Banken Dispozinsen zu hoch - und gehütet wie ein Staatsgeheimnis“, 18.8.15. Viele Zahlen - und wie groß das Problem für wen wirklich ist, passt nicht ins Schema…

Also: Die Dispozinsen sind chronisch „zu hoch“ und werden es wohl immer sein. Deshalb findet dieser Jahrmarkt tatsächlich jedes Jahr statt. Auch dieses mal beschweren sich die Redakteure von FinanzTest auch darüber, dass manche von den 1472 befragten Banken ihnen den aktuellen Zins gar nicht nennen wollten:

  • Nur gut 420 hätten bereitwillig Auskunft gegeben.
  • 570 hätten ihn auf ihrer Internetseite veröffentlicht.
  • Und außerdem habe FinanzTest in fast 480 Kreditinstitute seine „Tester“ schicken müssen, um die Höhe des Dispozinses herauszufinden. 

Eine weitere alarmierende Kennziffer tritt hier zutage: In drei Fällen verlief der Test ohne Erfolg. Es kommt noch dramatischer: Ausgerechte diejenigen Institute, die "einen unverschämt hohen Dispozins von 13 Prozent und mehr kassieren", wollte auf eine E-Mail-Anfrage hin keine Angaben gaben. Bei der absoluten Zahl will man erschrecken: Das waren 10 von 11. Von 1472…

Zum Schluss spricht das ManagerMagazin noch versöhnlich den von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) eingebrachten Gesetzesentwurf an, mit dem das Angebot eines Beratungsgesprächs für überschuldete Kunden bindend werden soll. Dasselbe Muster verwendet übrigens auch die Süddeutsche Zeitung.

Bemerkenswerte Replik des BVR

Bemerkenswert an diesem regelmäßigen Vorgang ist dieses Jahr eine Replik des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) der richtigerweise darauf aufmerksam macht, dass Dispozinsen sind nur ein Bestandteil des Produkts Girokonto. Darüber hinaus gibt es auch noch eine weitere Information: „Gemäß Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Juli 2015 lag der durchschnittliche Dispozinssatz im Mai 2015 bei 8,83 Prozent.“

Und was soll man dazu jetzt – und alle Jahre wieder – sagen?

Was wir von all dem halten, und wo wir das wirkliche Problem sehen, haben wir zum Beispiel im vergangenen Jahr schon gesagt – geben das aber gerne noch einmal wieder:

„Man fragt sich: Wie groß ist das Problem eigentlich – und wen betrifft es?

Wir haben mal gegraben: In einer vom Juli 2012 datierenden Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung („Studie zu Dispozinsen / Ratenkrediten“) ergibt sich zunächst, dass „48 Prozent der Haushalte, denen die Bank einen Dispositionskreditrahmen zur Verfügung gestellt hat“, diesen Kredit nach eigenen Angaben „nie nutzen“ würden.

Allerdings gebe es mit „17 Prozent der Haushalte“ eine „starke Minderheit, die angibt, den Dispokredit häufiger als sechsmal jährlich in Anspruch zu nehmen.“ Bei einer eingeengten Betrachtung von Haushalten in der unteren Einkommenskategorie seien das 26 Prozent.

Und dann kommt’s: Auf Grund dieser Zahlen, so die Studie, könne man somit schon mal "vermuten, dass regelmäßige Liquiditätsengpässe besonders bei niedrigeren Einkommen verstärkt auftreten.“

Bemerkenswert an der genannten Studie ist übrigens noch eine weitere Feststellung:

Bei Alleinziehenden läge der Anteil derer, die den Dispokredit „häufiger als sechsmal im Jahr“ nutzen, bei 34 Prozent.

Und dann kommt’s wieder:

Insgesamt, so die Studie, werde deutlich, dass „die Anwesenheit von Kindern die statistische Häufigkeit der Nutzung des Dispokredits steigert und dass durch die Anwesenheit eines Partners diese tendenziell abnimmt.

Gut, dass wir darüber gesprochen haben…

Und das ist wohl das Problem: Es geht immer nur um das Geschäftemachen. Und „wie viel?“ ist nicht die Frage. Vielleicht sollte man statt eines Gesetzes zur Eindämmung von Dispozinsen mal lieber ein Gesetz zur Förderung von Alleinerziehenden machen. Wenn sie mehr Unterstützung hätten, müssten sie ihr Konto auch nicht so oft überziehen.

Das sind ohnehin diejenigen, vor denen man am meisten Respekt haben sollte…

Nein wirklich: Mehr als das, was wir schon gesagt hatten, fällt uns auch dieses Jahr nicht zu diesem Thema ein.

weitere Einträge

Kommentare

Kommentar schreiben

Bleiben Sie bitte sachlich und themenbezogen in Ihren Beiträgen und unterlassen Sie bitte links- und rechtsradikale, pornographische, rassistische, beleidigende und verleumderische Aussagen.