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Bankkunden wollen Nachhaltigkeit

 

Kürzlich veröffentlichte das französische Marktforschungsunternehmen TNS Sofres eine Studie, deren Ergebnis den geneigten Leser zwar nicht wirklich staunen, sich aber doch wundern lässt:

80% der Franzosen verlangen wieder Nachhaltigkeit von ihren Banken.

An erster Stelle verlangen die in der Studie befragten Franzosen ein lokales Engagement der Banken, insbesondere bei Klein- und Mittelunternehmen, die Berücksichtigung von ökologischen Aspekten, ein besseres Risikomanagement (Steuerhinterziehung, Betrug und Spekulationen) und letztendlich ehrliche und transparente Produkte sowie die Bekämpfung von Überschuldung.

Sind Banken nachhaltig?

Wie immer im Leben lohnt es sich, ein wenig tiefer zu graben: Sind Banken denn keine nachhaltigen Unternehmungen? Wir haben nachgeforscht: Bereits im Jahre 1472, ca. zwanzig Jahre vor der Entdeckung Amerikas, wurde zum Beispiel die Bank Monte dei Paschi di Siena  gegründet. Sie ist heute nicht nur eines der größten Kreditinstitute Italiens, sondern wohl auch eines der ältesten der Welt. Es gibt noch viele anderen Privatbanken aus dem 18. Jahrhundert , die heute noch aktiv sind. Im Vergleich dazu hat ein Großunternehmen – so sagt man - im Durchschnitt eine Lebensdauer von nur 75 Jahren. Man kann also sagen: Historisch gesehen ist Nachhaltigkeit für Bankiers im Grunde genommen der Inbegriff ihres Tuns. Das gilt – immer noch historisch gesehen – nicht nur für Volksbanken und Sparkassen, sondern auch für Privatbanken. Deshalb sprachen oder sprechen sie auch gerne über Verantwortung, Tradition, Solidität, Vertrauen, langjähriger Erfahrung und langfristigen Beziehungen zu ihren Kunden.  Letztendlich beherrschte und dominiert noch immer dieses Bild  das Verhalten der Kunden und der Banken, vor allem im Anlagebereich.

Volksbanken und Sparkassen verfolgen prinzipiell das gemeinnützige Wohl

Wirtschaften die Banken nachhaltig – welche Banken tun das wieder oder immer noch? Die Prinzipien der Volksbanken beruhen auf Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung und schließen jegliche Art von Ausnutzung per Definition aus. Bei Sparkassen ist die Erzielung von Gewinn ebenfalls nicht der Hauptzweck des Geschäftsbetriebes: Im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung sind die Sparkassen als öffentlich rechtliche Institute zur Risikovorsorge der ärmeren Bevölkerungsschichten entstanden. Es ist klar, dass die praktische Umsetzung der ethischen Grundsätze nicht immer gelingt. Aber wenigstens haben die Volksbanken und Sparkasse gute und ehrbare Prinzipien, die sie auch nicht einfach vergessen können und wollen. Die Deutschen sollten froh sein, solche nachhaltigen Banken zu haben – auch wenn das für manchen lange Zeit anachronistisch scheinen mochte. Aber was treibt die privaten Großbanken?

Irgendwo zwischen Quartalabschluss und Return on Equity

Im Gegensatz dazu befeuert das sogenannte Investment Banking  heute Werte wie Schnelligkeit, Innovation und Profitmaximierung. Der von unersättlichen Shareholdern getriebene Zwang zu noch mehr Rendite verleitet zu Aktivitäten, deren Nachhaltigkeit zumindest nicht zu erkennen ist. Im Klartext: Kosten sparen und mehr verkaufen – egal was an egal wen. Bei den Gesetzgebern haben  die Investmentbanker mit Erfolg für Freiheit und Deregulierung plädiert und mit dem Umzug nach steuergünstigen Offshore Zentren gedroht.  Geht eine Bank Pleite, wird eine neue gegründet. Kollabiert ein Markt, werden nun auch noch Bad Banks gegründet. Investmentbanker argumentieren gar, dass sie eine natürliche Funktion des Markts übernehmen und somit „Gottes Werk“ verrichten, wie es Goldman Sachs Chef Blankfein Ende 2009 auf den Punkt gebracht hat. Amerika lässt grüßen.

Wie geht es weiter?

Mit der Finanzkrise ist ein deutlich kritischeres Bewusstsein in der Wahrnehmung der Bankenwelt gewachsen. Ob die Rückkehr vom „Bankster“ zum nachhaltigen Bankier in Deutschland gelingen wird, ist fraglich und offen bei den Banken, die börsennotiert und renditenorientiert sind. Die Menschen zweifeln zunehmend an der Richtigkeit des von den Medien befeuerten finanzmarktorientierten Systems und der Philosophie der Groß- und Direktbanken. Wer das Hamsterrad nicht weiter drehen will, sollte sich einfach fragen: Was treibt meine Bank nachhaltig an? Die Kursentwicklung der eigenen Aktien oder die wirtschaftliche Entwicklung  einer Region ? Bin ich mit dieser Philosophie grundsätzlich einverstanden?

 

 

 

 

 

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