claim von gute-banken

Commerz Real vor dem Aus

Noch ein schönes Beispiel für ein krankes System: Wie die FTD („Commerz Real: Nächster Immofonds vor dem Aus“, 16.7.12) meldet, hatte die Commerzbank 1999 einen geschlossenen Immobilienfonds zur „Altersvorsorge“ aufgelegt. Zur Erinnerung: Ein geschlossener Immobilienfonds ist im Unterschied zu einem offenen Immobilienfonds nichts anderes als ein eigenständiges Unternehmen, an dem die Anleger beteiligt werden. Gewissermaßen eine Zweckgesellschaft, ähnlich wie bei den Verbriefungen. Die Bank hat damit quasi nichts mehr zu tun. Aber beim Verkauf der Anteile bekam sie vermutlich die entsprechenden satten Provisionen.

Das Bizarre daran: In diesem Fonds scheint nur ein einziges Gebäude zu liegen. Nachdem der Mieter Deutsche Börse den Mietvertrag nun nicht verlängert habe und ausgezogen sei, stehe das Gebäude leer. Also keine Mieteinnahmen mehr. Um wieder vermietet werden zu können, müsse es erstmal für 20 Millionen renoviert werden.

Es wird eine Rechnung aufgemacht, die bemerkenswerter nicht sein könnte:

- Die Gesamtkosten des Fonds hätten bei 192 Millionen gelegen.
- Der Wert des Gebäudes liege aber nur bei 45 Millionen.
- Ausserdem – und das macht das Maß wirklich voll - sei da noch ein Bankkredit zu tilgen. Der Wert des Kredits: Sage und schreibe 83 Millionen Euro!

Also das Doppelte des heutigen Immobilienwertes. Nun kann es ja sein, dass es Immobilienmarkt Schwankungen gibt. Es ist natürlich auch richtig, dass eine vermietete Immobilie mehr wert ist als eine leerstehende – einfach weil da eben keine Mieteinnahmen sind. Aber gleich fast das Doppelte des aktuellen Wertes? Welcher vernünftige Mensch würde das im realen Leben machen?

Für die „altersvorsorgenden“ Anleger, die sich damals von der Commerzbank zur Beteiligung an diesem geschlossenen Fonds überreden ließen, ist diese Art zu wirtschaften fatal: Sie könne laut FTD nicht nur den Totalverlust ihres Anlagegeldes bedeuten. Nein! Die Bank droht auch noch mit einer Rückzahlung der Ausschüttungen, die es aus den Erträgen „der Firma“ gegeben hatte. Warum? Ja klar, weil das ja ein Unternehmen ist und die Anleger eben keine Bank-Anleger, sondern eben „Unternehmer“ sind.

Großzügigerweise wolle die Commerzbank dem Fonds das Gebäude jetzt aber abkaufen. Ein Preis wird nicht genannt. Dafür aber ein Versprechen: Wenn es dann irgendwann wieder Gewinne machen, würden sie dann über einen „Besserungsschein“ auch nochmal beteiligt werden.

Langsam hat man wirklich das Gefühl, dass das System sich langsam bewusst selbst ab absurdum führt: Sie erfinden Produkte, bauen mit Krediten immense Hebel ein, lagern das Risiko auf die Anleger aus - und können nicht mal mehr richtig „realwirtschaften“.

Und am Ende stellen sie sich womöglich als Retter dar…
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