claim von gute-banken

Die SZ und ihre Überschriften: Oder: Sind wir eigentlich alle behämmert?

Unter der gelinde gesagt seltsamen Headline „Teure Sparkassen“ 9.10.15) berichtet die Süddeutsche Zeitung über die Berechnungen eines „Geldfachmanns“ zu den Sparmöglichkeiten bei Bankkonto und Überziehungszins. Die Basis seiner Überlegungen:  Er „untersuchte die Preise und Leistungen von 22 Kreditinstituten“. Danach rechnete er mit Durchschnittswerten…

Um es kurz zu erklären: Der Düsseldorfer Geldfachmann, der übrigens früher bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen tätig war“ und sich nun offenbar mit einem PR und Journalistenbüro selbständig gemacht hat, rechnet sich auf der Basis von Annahmen und Zahlen einen Wolf. Er vergleicht – gestützt auch auf Daten der seit Jahrzehnten auf Zinsvergleiche und -hitlisten sepzialisierten FMH-Finanzberatung in Frankfurt –  Konditionen der Bankengruppen. Dazu gibt er den Tipp, dass man nicht „auf flotte Werbesprüche hereinfallen“ und sich für ein nur vermeintlich günstiges Girokonto entscheiden solle. Und dass Girokonten bei den Direktbanken mit Abstand am günstigsten wären, „die in der Regel keine Filialen haben“: Danke dafür.

Der einzig interessante Satz…

Und dann kommt dieser Satz, der ihn – oder die Süddeutsche? – wohl zu der abstrusen Überschrift inspirierte:

„Besonders viel“, so lesen wir, würden Kunden dort bezahlen, - Achtung, jetzt kommt’s – „wo die meisten Bürger ihr Girokonto haben: Etwa die Hälfte geht zu einer der 415 Sparkassen mit ihren etwa 12 000 Geschäftsstellen.“

Das ist nun wohl, mit Verlaub der einzig interessante Satz in diesem Artikel, der uns doch tatsächlich zu einer Frage reizt – zu der wir gern auch mit ein paar hingeworfenen Zahlen hinführen:

Laut dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband  (DSGV) haben die Sparkassen in Deutschland etwa 50 Millionen Kunden. Obwohl sie doch „teuer“ sind, haben sie laut statista.de auch auf der Ebene der Girokonten seit 2009 noch einen Zuwachs um 800.000 Konten gehabt.

Dasselbe gilt übrigens für die Genossenschafsbanken, deren Mitgliederzahl im Rahmen des solidarischen genossenschaftlichen Modells im vergangen Jahr auf über 18 Millionen stieg – und die er auch als „teuer“ brandmarkt. Weil aus seiner Sicht eben alles zu teuer ist. So irgendwie…

Die Frage der Fragen…

Nun also die Frage, die man angesichts solcher Artikel wirklich stellen sollte:

Sind die Kunden von „teuren“ Sparkassen und Genossenschaftsbanken nun alle völlig behämmert, weil sie dort eventuell ein paar Euro mehr bezahlen als anderswo? Oder sind sie einfach nur klug und mündig genug, um den gesellschaftlichen Gegenwert, den sie hier weit über Geld und Zinsen hinaus bekommen, zu erkennen?

Mal ehrlich: Dass man alles – aber auch wirklich alles – immer auch „billiger“ bekommen kann, dürfte jedem klar sein: Für ein Auto kannst Du zwischen 10.000 und 250.000 Euro bezahlen. Wenn es tatsächlich nur um Geld ginge in der Welt – warum fahren wir dann nicht nur die billigsten Autos? Warum gehen wir manchmal gerne auswärts essen, obwohl es doch zuhause günstiger ist? Oder warum gehen wir zum Frisör und zahlen dafür Geld – obwohl wir uns doch auch alle gegenseitig die Haare schneiden könnten?

Und das ist wohl der Punkt, über den man wohl noch deutlich intensiver nachdenken wird müssen: Es geht im Leben nie nur um Geld. Es geht um Vertrauen, Sicherheit und Komfort. Da können PR-Büros von Direktbanken und Zinshitlisten-Anbieter noch so sehr Wind machen.

Aber trotzdem recht herzlichen Dank an die SZ, die uns das mit diesem Artikel wieder einmal klar machte.

Naja, eines vielleicht noch: Wir haben mal nachgezählt – das Wort Sparkasse kommt in dem Artikel genau zwei mal vor. Was ja Sinn macht, denn die Untersuchungen beziehen sich ja auf alle Banken. Vielleicht sollte man mal über seine Überschriften nachdenken.

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