claim von gute-banken

Stiftung Warentest mal wieder: Dispozinsen in ländlichen Gebieten viel höher.

Oder: Als hätten wir sonst keine Sorgen...

 

Im August hatten wir schon mal drüber geschrieben. Die Grünen hatten im Juli 2010 eine Untersuchung zur Höhe von Dispo- und Überziehungszins gemacht. Das Ergebnis: Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind hier nicht die günstigsten. Nun schiebt „Test“ genau das selbe Thema nach. Und schlägt als Lösung für ein überzogenes Konto ernsthaft den Bankwechsel vor...

Unter der Headline „Banken kassieren ab“ veröffentlicht Test.de am 14.9.10 den Testbericht. Das Ergebnis wundert keinen. Dispozinsen sind bei Sparkassen und Volksbanken statistisch gesehen hoch. Deshalb die Zwischenüberschrift „Sparkassen und Volksbanken besonders dreist“. Das liegt nicht zuletzt auch einfache daran, dass es eben über 500 Sparkassen und nahezu 1500 Volksbanken gibt – und sie deshalb besonders häufig vorkommen. Da wundert es einen nicht wirklich, dass sie oft vorkommen. Ebenso wenig wundert es einen, dass laut Test „vor allem ländliche Institute“ teuer sind. Dabei, so zeige der Test von „Test“, gehe es doch auch günstiger: Zum Beispiel die „Skatbank“ biete einen Dispo von 6% an. Andere Direktbanken seien auch günstig. Kleiner Tipp am Rande: Die wollen ja auch Kunden akquirieren. Super Beispiel...

 

Am höchsten sind sie bei der Targo-Bank und bei der Santander-Bank. Das hatten wir doch schon mal. Die Postbank liegt mit 12,9 % auch nicht gerade im günstigsten Bereich. Aber wie gesagt: Das hatten wir alles schon. Richtig lustig wird es bei den Tipps, die Test uns gibt.

 

Die Tipps von Test

Als guter Ratgeber für den Verbraucher ist Test natürlich auch darauf bedacht, gute Tipps zu geben. Das meiste deckt sich mit dem, was wir bereits im August geschrieben hatten. Zum Beispiel dass man sein Konto am besten gar nicht dauerhaft überzieht. Oder dass man die Überziehung, wenn es schon überzogen ist, in ein Darlehen umwandelt, das deutlich weniger kostet.

 

Ein echter Hammer ist allerdings der Vorschlag von Test, dass man sich auch einfach zum Konto-Nomaden entwickeln kann:

 

„Eröffnen Sie ein Konto bei einer anderen Bank, wenn die Schulden drücken und Sie den Konflikt mit der Bank fürchten. So behalten Sie die Kontrolle über Ihren Zahlungseingang und können erst das Lebensnotwendige finanzieren. Außerdem stehen Sie nicht ohne Konto dar, wenn Ihnen die Bank im Streitfall kündigt.“

 

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt man völlig ungeniert. Die Methode, die uns Test da vorschlägt, erinnert fast ein wenig an die Erfindung der Bad Banks: Wir legen das Schlechte einfach zur Seite und fangen von vorn an... Kein guter Tipps. Nein, eigentlich sogar ein schlechter Tipp.

 

Fazit:

 

Wir wissen nun also, was wir sowieso schon wussten. Wir wissen auch, dass die Sparkassen und Genossenschaftsbanken ihr Geschäft eben vornehmlich nicht aus Finanzmarkt-Akrobatik, sondern einfach nur aus der Betreuung ihrer Kunden und Regionen finanzieren. Und dass sie das sehr personalintensiv tun. Damit die Betreuung „auch in ländlichen Gebieten“ sicher gestellt ist. Und dafür nehmen sie Geld. Ach was....

 

Nein, das eigentlich Fazit ist für uns im Grunde ein anderes: Das Veröffentlichen von Zins-Tabellen und Hitlisten, wie sie in Deutschland vornehmlich von FMH und Biallo an die Medien verkauft werden, soll uns dazu treiben, immer den billigsten zu nehmen. Nicht den, der für uns gut ist. Die Tabelle von Test ist im Grunde auch nur eine Hitliste. Nur eben andersrum. Skandalös muss es sein – dann ist es gut. Verstehen wir. Auch Test muss seine Hefte ja verkaufen.

 

Aber wem dienen wir, wenn wir dieses ganze Spiel der Superlative und Hitlisten immer weiter treiben? Ganz bestimmt nicht uns selbst. Sondern eben genau dem System, das erst mit Glanz und Gloria kollabiert ist  - und jetzt schon wieder seine Tentakel nach uns ausstreckt.

 

Wie sagte die Studie „Der Finanzstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb“, die am 22. April 2009 von der Deutschen Bundesbank vorgetragen wurde: Die Dreisäulenstruktur aus Privatbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkasse wirkt „stabilisierend“. Klar kann man fragen, warum die Dispozinsen bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken so hoch sind wie sie sind. Aber man könnte eben auch einfach nur fragen, welche der drei Säulen für Stabilität sorgte und welche für Destabilisierung...

 

Noch eins: Wie hoch ist der durchschnittliche Dispozins, den man als Otto Normalverbraucher so hat? Sagen wir mal 3000 Euro? Das wären bei einem Zinsniveau von 10% dann 300 Euro per anno. Also 25 Euro pro Monat. Geht man zur von Test gepriesenen „Skatbank“ mit 6%, wären es 15 Euro pro Monat. 10 Euro gespart. Ach so, noch ein Hinweis: Die Deutsche Skatbank  ist eine Zweigniederlassung der Volks und Raiffeisen-Bank Altenburger Land.

 

Soviel also zum Thema. Sehr viel mehr kann man darüber auch nicht schreiben. Man wird einfach den Verdacht nicht los, dass diese ganzen Zinsvergleiche gar nicht wirklich uns als Verbrauchern dienen, sondern nur Instrumente sind, mit denen Kundenströme umverteilt werden sollen.

 

Was können wir tun? Vielleicht einfach nur eines:

 

Wir können aufhören, uns von Konditionen und Hitlisten blenden zu lassen. Damit wäre schon viel gewonnen!

 

Noch etwas? Ja, wenn Ihr Lust habt, könnt Ihr

 

-          unsere Seiten in Facebook und im Web unter www.credible-finance.de an Eure Freunde und Bekannten weiterempfehlen

-          diesen Artikel teilen

-          Eure Bank auf unserer Website bewerten und gegebenenfalls empfehlen

 

Dann freuen wir uns. Weil das allen helfen würde. Und ganz ehrlich: uns auch!

 

 

 

 

weitere Einträge

Kommentare

Kommentar schreiben

Bleiben Sie bitte sachlich und themenbezogen in Ihren Beiträgen und unterlassen Sie bitte links- und rechtsradikale, pornographische, rassistische, beleidigende und verleumderische Aussagen.