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Die seltsame Geschichte der IKB-Bank.

Wie u.a. das Manager-Magazin („KRISENBANKEN: Verkauf von IKB und Depfa läuft an“, 31.1.14) meldete, wolle der „Finanzinvestor“ Lone Star die IKB-Bank verkaufen. Was bedeutet das eigentlich? Ein Paradebeispiel für die Funktionsweise des Systems…

 

Fangen wir mal mit den Playern in diesem Spiel an: Wer ist Lone Star nochmal? Lone Star ist ein sogenannte Heuschrecke, die für das Aufkaufen und Auspressen von notleidenden Krediten bekannt wurde. Lt. einem Artikel der Süddeutschen Zeitung („Eintreiber Lone Star Scharf auf schlechte Schuldner“, 19.5.10) würde dieses Geschäftsmodell im Branchenschnitt „mehr als 20 Prozent Rendite“ bringen. Das Geld für den Aufkauf der Schulden hole sich Lone Star bei „Investoren“. Der Chef von Lone Star wurde in einem Artikel der ZEIT („Beim König der Heuschrecken“, 27.8.10) gar einmal als „König der Heuschrecken“ bezeichnet. Soviel zu Lone Star.

 

Und wer war die IKB-Bank nochmal? Ach ja, das war früher eine auf die Mittelstands-Finanzierung ausgerichtete Tochter der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW-Bank). Sie erfüllte durch die Sicherung der Mittelstandsfinanzierung also eigentlich eine Aufgabe für den Staat. Allerdings waren dazu irgendwann zu viele Investment-Banker im Spiel: Schon im Jahr 2007 hatte sich die IKB während der Subprime-Krise als eine der ersten Banken mit verbrieften Krediten in Schieflage gebracht. Wenn schon falsch, dann richtig falsch: Sie musste mit Staats-Garantien von insgesamt 12 Milliarden Euro vom Staat gestützt werden. Und zwar eben nicht etwa, weil sie mit den Mittelstands-Krediten massive Probleme gehabt hätte.

 

Wie es dazu kommen konnte, erklärte freundlicherweise der ehemalige Chef der KfW-Bank, in einem Interview mit ZEIT-Online („"Wir fallen in ein Loch", 8.5.13): Die IKB sei ja in den 2000er Jahren auf die Kreditvergabe an den deutschen Mittelstand fokussiert gewesen. Durch diese Aufgabe habe sie also aus Bänkersicht eine „doppelte Risikokonzentration“ gehabt –„Deutschland und Mittelstand“. Das ist schon mal insofern eine beachtliche Aussage, als es ja durchaus weit über 1000 deutsche Banken gibt, die mit diesem Risikoprofil bestens durch die Krisen gekommen sind: Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Aber lesen wir weiter: Nun sei es, sagt der ehemalige Staatsbänker, ja eben aus Bänkersicht und aus „Risikoaspekten“ durchaus sinnvoll gewesen, diese „konzentrierten“ Risiken „auszuplatzieren“ und durch andere „gut bewertete“ Unternehmensrisiken zu ersetzen. Und deshalb habe die Mittelstandsbank für viel Geld eben keine Kredite vergeben, sondern verbriefte Kreditpakete gekauft. Das blöde sei eben nur gewesen, dass man sich da eben mit verbrieften amerikanischen Subprime-Krediten geirrt habe. Weil Risiken, die in diesen Verbriefungspaketen drin waren, gar nicht bewertbar gewesen seien. Das war natürlich ein ebenso fataler wie typischer Irrtum. Soviel also zur IKB.

 

Im Jahr 2008 kaufte Lone Star dann also die IKB. Das Handelsblatt “IKB-Verlust steigt auf fast eine Milliarde Euro“, 1.7.10) beschrieb diesen Deal so: „Lone Star hatte die IKB schließlich für rund 150 Mio. Euro übernommen, ein Großteil der Restrisiken verblieb bei der bundeseigenen KfW. Lone Star lotet Finanzkreisen zufolge schon wieder einen Weiterverkauf der IKB aus.“

 

Und jetzt will Lone Star die IKB also wieder verkaufen. Passend dazu wurde kürzlich u.a. vom Spiegel („Sechs Jahre nach der Beinahe-Pleite: Skandalbank IKB macht wieder Gewinn“, 9.12.13) gemeldet, dass die Bank bilanziell wieder in den schwarzen sei. Wie sie das geschafft habe? Naja, Lone Star hätte halt „die Risiken abgebaut und die Bank wieder ganz auf den Mittelstand ausgerichtet“.

Da fällt einem jetzt wirklich nicht mehr viel ein… die IKB macht Mittelstandsgeschäft und lebt davon. Dann kommen die Investmentbänker und sagen, dass man Risiken „ausplatzieren“ müsse und sie verbrennt sich am Kapitalmarkt die Finger. Sie wird von einer Heuschrecke gekauft – und wieder auf Mittelstand getrimmt. Das kostet den Staat über eine Milliarde. Aber Lone Star wird die IKB sicher für mehr verkaufen, als sie damals bezahlt hatte (150 Mio. ). Außerdem, so der Spiegel schulde die IKB ihrem Eigentümer „im Rahmen von Besserungsabreden“ ja auch noch 1,15 Milliarden. Man darf gespannt sein, wie hoch der Gewinn für Lone Star am Ende sein wird.

 

So, und jetzt wissen wir das alles – und fragen uns: Wer hat davon nun eigentlich etwas gehabt – außer dem Kapitalmarkt, Lone Star und seinen „Investoren“?…

 

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