Griechenland: Spekulation mit Anleihen/ Suizidrate
Seltsame Welt: Wie u.a. FAZ-Online („Spekulieren auf den Rückkauf: Griechenland-Anleihen auf Rekordkurs“, 22.11.12) berichtet, sei der Kurs – also der aktuelle Handelspreis – für 10-jährige Staatsanleihen aus Griechenland gestiegen. Dadurch sei die Rendite jetzt erstmals „unter 16 %“ gefallen.
Wer das verstehen will, braucht fünf Minuten Zeit…
Als mögliche Begründung nennt der Artikel eine veröffentlichte Meinungsäußerung eines Direktoriumsmitglieds der EZB: Griechenland solle seine Anleihen am besten selbst mit Geld aus dem Stabilitätsfonds zurückkaufen. Das würde sich sinngemäß insofern lohnen, als die Anleihen ja deutlich unter ihrem Nominalwert gehandelt würden. Dadurch hätte das Land dann einen deutlichen Vorteil, weil es ja deutlich weniger zurückzahlen müsste als es bekommen hat. Klingt wie ein Plan. Das Blöde dran ist nur:
Als diese Meinungsäußerung bekannt wurde, spekulierten „die Märkte“ offenbar auf einen ansteigenden Kurs – und deckten sich mit Anleihen ein, um sie dann wieder teuerer verkaufen zu können. Sie erwarteten also eine verstärkte Nachfrage und steigenden Kursen. Im Ergebnis stieg der Kurs tatsächlich – auch ohne dass Griechenland irgendetwas gemacht hätte. Wenn der Kurs aber zu weit nach oben steigt, lohnt sich der Plan nicht mehr so richtig, weil Griechenland ja auch für Hilfen von der EZB Zinsen zahlen muss. Soweit klar? Gut.
Nun, so berichtet die FAZ richtig, sank durch den Anstieg der Kurse die Rendite der Anleihen. Warum? Weil sich eben die sogenannte Rendite von solchen Anleihen jeweils aus zwei Werten berechnet: Zum einen der Nominalzins, der für eine Anleihe festgesetzt wurde. Sagen wir 5%. Und zum anderen der Kursunterschied zwischen dem Nominalwert – sagen wir 1000 Euro – und dem aktuellen Kurswert. Wer eine Anleihe zum Beispiel bei einem Kurs von 50% des Nominalwerts gekauft hätte und sie einfach behielte, würde am Ende für beispielsweise bezahlte 500 Euro satte 1000 Euro zurückkriegen – zuzüglich der normalen Zinsen von 5%.
Nur schade, dass „die Märkte“ heute ja gar nicht mehr im Sinn haben, eine Anleihe bis zum Ende zu behalten. Anleihen sind Handelsgüter wie jede andere börsennotierte Anlage auch. Sie werden je nach Kurs ge- und verkauft. Das Geld wird mit Kursdifferenzen gemacht und nicht wirklich mit dem vereinbarten Zinssatz. Das ist das System.
Also nochmal in aller Kürze:
- Wenn der Kurs einer Anleihe deutlich unter ihrem Nominalwert liegt, lohnt es sich für ein Land, sie zurückzukaufen.
- Wenn „die Märkte“ denken, dass eine Anleihe im Handel zurückgekauft wird, kaufen sie diese Anleihe mal schnell, weil sie denken, dass die Kurse durch die neue Nachfrage steigen werden.
- Wenn die Kurse aber steigen, wird es für das Land uninteressant, die Anleihen zurückzukaufen.
- Und am Ende beisst sich die Katze mal wieder in den Schwanz.
Wie man an diesem Beispiel deutlich sieht, geht es für „die Märkte“ bei Staatsanleihen nicht wirklich um den Zinssatz, den sie versprechen. Es geht auch hier wieder nur um das Rein und Raus. Buy low, sell high.
Dafür haben wir jetzt fünf Minuten verbraucht. Und doch wundert uns das Ergebnis eigentlich nicht. Obwohl es uns wundern sollte. Denn immerhin vertraut sich hier die ganze Welt einem System an, das nicht länger denken will, als von heute auf morgen. Und währenddessen meldet ZEIT-Online („WIRTSCHAFTSKRISE: Suizidrate in Griechenland steigt drastisch an“, 22.11.12), dass die Zahl der versuchten oder gelungenen Selbstmorde in Griechenland sich seit 2009 aufgrund der wirtschaftlichen Situation um ein Drittel erhöht habe.
Nein, das ist eben kein Spiel…
Wer das verstehen will, braucht fünf Minuten Zeit…
Als mögliche Begründung nennt der Artikel eine veröffentlichte Meinungsäußerung eines Direktoriumsmitglieds der EZB: Griechenland solle seine Anleihen am besten selbst mit Geld aus dem Stabilitätsfonds zurückkaufen. Das würde sich sinngemäß insofern lohnen, als die Anleihen ja deutlich unter ihrem Nominalwert gehandelt würden. Dadurch hätte das Land dann einen deutlichen Vorteil, weil es ja deutlich weniger zurückzahlen müsste als es bekommen hat. Klingt wie ein Plan. Das Blöde dran ist nur:
Als diese Meinungsäußerung bekannt wurde, spekulierten „die Märkte“ offenbar auf einen ansteigenden Kurs – und deckten sich mit Anleihen ein, um sie dann wieder teuerer verkaufen zu können. Sie erwarteten also eine verstärkte Nachfrage und steigenden Kursen. Im Ergebnis stieg der Kurs tatsächlich – auch ohne dass Griechenland irgendetwas gemacht hätte. Wenn der Kurs aber zu weit nach oben steigt, lohnt sich der Plan nicht mehr so richtig, weil Griechenland ja auch für Hilfen von der EZB Zinsen zahlen muss. Soweit klar? Gut.
Nun, so berichtet die FAZ richtig, sank durch den Anstieg der Kurse die Rendite der Anleihen. Warum? Weil sich eben die sogenannte Rendite von solchen Anleihen jeweils aus zwei Werten berechnet: Zum einen der Nominalzins, der für eine Anleihe festgesetzt wurde. Sagen wir 5%. Und zum anderen der Kursunterschied zwischen dem Nominalwert – sagen wir 1000 Euro – und dem aktuellen Kurswert. Wer eine Anleihe zum Beispiel bei einem Kurs von 50% des Nominalwerts gekauft hätte und sie einfach behielte, würde am Ende für beispielsweise bezahlte 500 Euro satte 1000 Euro zurückkriegen – zuzüglich der normalen Zinsen von 5%.
Nur schade, dass „die Märkte“ heute ja gar nicht mehr im Sinn haben, eine Anleihe bis zum Ende zu behalten. Anleihen sind Handelsgüter wie jede andere börsennotierte Anlage auch. Sie werden je nach Kurs ge- und verkauft. Das Geld wird mit Kursdifferenzen gemacht und nicht wirklich mit dem vereinbarten Zinssatz. Das ist das System.
Also nochmal in aller Kürze:
- Wenn der Kurs einer Anleihe deutlich unter ihrem Nominalwert liegt, lohnt es sich für ein Land, sie zurückzukaufen.
- Wenn „die Märkte“ denken, dass eine Anleihe im Handel zurückgekauft wird, kaufen sie diese Anleihe mal schnell, weil sie denken, dass die Kurse durch die neue Nachfrage steigen werden.
- Wenn die Kurse aber steigen, wird es für das Land uninteressant, die Anleihen zurückzukaufen.
- Und am Ende beisst sich die Katze mal wieder in den Schwanz.
Wie man an diesem Beispiel deutlich sieht, geht es für „die Märkte“ bei Staatsanleihen nicht wirklich um den Zinssatz, den sie versprechen. Es geht auch hier wieder nur um das Rein und Raus. Buy low, sell high.
Dafür haben wir jetzt fünf Minuten verbraucht. Und doch wundert uns das Ergebnis eigentlich nicht. Obwohl es uns wundern sollte. Denn immerhin vertraut sich hier die ganze Welt einem System an, das nicht länger denken will, als von heute auf morgen. Und währenddessen meldet ZEIT-Online („WIRTSCHAFTSKRISE: Suizidrate in Griechenland steigt drastisch an“, 22.11.12), dass die Zahl der versuchten oder gelungenen Selbstmorde in Griechenland sich seit 2009 aufgrund der wirtschaftlichen Situation um ein Drittel erhöht habe.
Nein, das ist eben kein Spiel…
Kommentare
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Unfassbar. www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/le...-frege-a- 868939.html