claim von gute-banken

Der gute alte Sparsinn. Oder: Nix Genaues weiß man nicht.

Bemerkenswerte Logik: Unter der markigen Headline „Inflation frisst Erträge: So verbrennen Banken und Sparkassen das Vermögen ihrer Kunden“ rechnet das Manager-Magazin (29.9.14) die Problematik der niedrigen Zinsen für Sparer eiskalt durch…

Das Ergebnis kurz zusammengefasst: Wenn die angenommene Inflationsrate von 0,8% höher ist als der Zinsertrag, könne man nach zehn Jahren für das selbe Geld weniger kaufen. Dann wird munter ausgerechnet, dass bei Girokonto, Tagesgeld oder Festgeld – also Anlageformen, deren Zins derzeit unterhalb der aktuellen 0,8%igen Inflationsrate liege, halt am Ende zwar nicht weniger rauskomme, aber der Sparer sich „in zehn Jahren“ für sein Geld weniger kaufen könne, „als heute für den Startbetrag“. Das sei halt nur dann anders, wenn man sein Geld so anlege, dass der Zins höher sei als die angenommene Inflationsrate – zum Beispiel bei einem angenommen Sparbrief mit 1,18%.

 

Da danken wir doch für den Hinweis - fragen uns aber natürlich gleich drei Dinge:

 

1. Was soll man dagegen jetzt als kleiner Sparer tun?

 

Soll man sein Spar-Geld – wenn man denn welches hat – jetzt dorthin legen, wo man die ganze Zeit nur von Crashgefahren liest, und in Aktien oder gar Indexfonds investieren? Oder sollte man sich von diesen Hochrechnungen auf zehn Jahre einfach nicht blenden lassen? Übrigens: In dem Artikel des Manager-Magazin wird von einem Anlagebetrag von 100.000 Euro ausgegangen. Wohl dem, der soviel auf der Seite hat.

 

2. „Verbrennen“ in diesem Fall wirklich die Banken und Sparkassen „das Geld ihrer Kunden“?

Insbesondere die Nennung der Sparkassen lässt einen ein wenig nachdenklich werden. Haben sie die niedrigen Zinsen denn verursacht? Ihr Anteil an der zinsmäßigen Gesamtentwicklung dürfte ja vergleichweise gering sein. Das ist auch gar nicht ihr Geschäft: In den Satzungen der meisten Sparkassen stehen meist zwei Sätze: Sie sollen „den Sparsinn der Menschen fördern“ und der Finanzierung von kleineren und mittleren Unternehmen dienen. Und für sie soll die Regel gelten: „Profitmaximierung ist nicht das oberste Ziel“. Steht in jeder Sparkassen-Satzung. Ähnliches gilt übrigens auch für die Genossenschaftsbanken. Es kommt historisch gesehen eben nicht auf die Erträge an, sondern erstmal auf die Fähigkeit und Bereitschaft, erstmal was auf die Seite zu legen.

 

3. Wird das Verhältnis von Zins und Inflationsrate in zehn Jahren denn wirklich noch so schlecht sein?

Wir leben halt in einer Zeit, in der man alles in die Zukunft hoch- und ausrechnen – und seine Berechnungen dann wieder revidieren kann. Immerhin sagt das Manager-Magazin selbst: „Über die Entwicklung der Teuerungsrate in den kommenden Jahren könne man „nur spekulieren“. Während die einen wegen der schwächelnden Wirtschaft „eine Deflation befürchteten“, würden andere wegen der freigiebigen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) „eine stärkere Inflation prophezeien“.

Auf deutsch: Nix Genaues weiß man nicht… Aber wenigstens konnte man mit einem solchen Artikel und einer solch markigen Headline mal wieder ein wenig Unruhe stiften. Und der Herausgeber der Studie wurde auch noch schön genannt.

Vielleicht sollten wir auch mal eine Studie machen. Wir hätten mit über 50.000 Bankbewertungen auf jeden Fall ausreichend Material. Und da würden eventuell auch ganz andere Dinge herauskommen… Was meinen Sie dazu?

 

 

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