claim von gute-banken

Wie man Infrastruktur finanzieren könnte. Oder: "Lasst den Sparer doch sparen, wie er will!"

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Auch nett: Nachdem der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GdV) mit einer Meldung („“Rahmenbedingungen für Infrastrukturinvestments müssen stimmen”, 3.9.14) zum Thema „Infrastuktur-Investitionen“ meldete, schob Spiegel-Online („Deutsche verplempern Milliarden im Ausland“, 8.9.14) gleich wuchtig nach…

 

Das Problem, um das es hier geht, in aller Kürze: Obwohl die Deutsche Wirtschaft boomt und auch die Politik sich über Steuereinnahmen nicht wirklich beklagen kann, hängt die Investitionspolitik bei der Instandhaltung der realen Infrastruktur (einfacher: Straßen. Brücken, etc) offenbar hinterher.

Das sei doch blödsinnig, sagt der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sinngemäß. Unternehmen wie Verbraucher hätten in den vergangenen Jahren einfach nur extrem schlecht gespart. In den letzten 14 Jahren (also inclusive der ersten Börsenblase) hätten die Deutschen nach DIW-Berechnungen „auf die Nettoersparnisse im Ausland einen Verlust von fast 400 Milliarden Euro“ gemacht. (Naja, wenn wir uns nicht mit den Nullen vertan haben, wären das über 14 Jahre gerechnet bei ca. 80 Millionen Bürgern ein Zinsverlust von etwa 385 Euro pro Jahr. Aber gut: Weg ist weg.)

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich insofern, als die Deutschen ja eigentlich sowieso kaum in Aktien investiert sind. Und die Sichteinlagen wie Festgeld etc. dürften ja mehrheitlich bei den regionalen Banken liegen. Aber das sei jetzt aich mal egal. Denn jetzt kommt wieder ein Punkt, der bei uns zu allgemeiner Erheiterung führte:

Um die Problematik des einerseits in den Infrastuktur fehlenden und den andererseits am Markt doch im Überfluss vorhandenen Geldmitteln aufzulösen, habe Bundeswirtschaftsminister Gabriel jetzt eine Kommission gegründet, von der die losen Enden verknüpft werden sollen. Und wer soll u. a. in dieser Kommission sitzen? Ja, genau: Der Co-Chef der Deutschen Bank Jürgen Fitschen!

Ja, das macht natürlich wahnsinnig viel Sinn. Weil die Deutsche Bank sich ja mit so etwas auskennt. Und schon wird auch gleich über die Möglichkeit gesprochen, dass ja die Bürger eventuell in Infrastruktur-Fonds investieren könnten. Und wer würde davon dann schön profitieren? Mal überlegen…

Naja, das Übliche halt. Man kennt das ja. Es werden neue Anlageprodukte erfunden, in die dann das Geld eingesaugt wird, damit Provisionen fließen. Das Problem ist nur: Keine Idee ist so attraktiv wie jeweils nächste. Wenn sich am Markt etwas ändert, wird man also den Anliegern sehr schnell wieder zum Umstieg auf andere Produkte raten. Deshalb, so formuliert es der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes dezent, seien Versicherer eigentlich eine gute Adresse für solche Investitionen: Denn „anders als viele andere private Investoren „ könnten die Versicherer das Kapital langfristig zur Verfügung stellen“. Zumal die Versicherer, wie in der Presse-Info des GDV zu lesen ist, „von ihren gesamten Kapitalanlagen von knapp 1,4 Billionen Euro derzeit nur gut drei Milliarden Euro in Infrastrukturprojekte investiert hätten. So wird schon eher ein Schuh draus.

Aber der eigentliche Bringer ist der im Spiegel-Artikel zitierte Satz des Verbraucherschützers Ahlers, der das Konzept, dass die Deustchen ihre eigene Infrastruktur als einigermaßen rentable Anlage finanzieren, zwar charmant findet, im Ganzen aber offenbar auch findet, dass man sie deshalb nicht umerziehen und auch keine Publikumsfonds auf den Markt bringen müsse. Das Ganze müdet in dem grandiosen Satz:

 

"Lasst den Sparer doch sparen, wie er will"

 

Da ist was dran: denn am Ende ist es die Aufgabe der Banken, dafür zu sorgen, dass die Sparer nicht im Regen stehen.  Und dass sie das im Prinzip, vor allem die Sparkassen und Genossenschaftbanken das ja gut hinkriegen, hat man ja gesehen. Ach so, und dass die Großbanken, die ihre dienende Funktion vergessen hatten und den Finanzmarkt zu einem führenden Wirtschaftszweig machen wollten, darin nicht soo gut waren, hat man auch gesehen.

Umso mehr erheiterte uns eben die Meldung, dass die Kommission zur Finanzierung so brillant mit einem Großbänker besetzt wurde. Das erinnerte uns schon stark an die Szene, in der vor vier Jahren die G20 Josef Ackermann ausgerechnet Josef Ackermann zum Berater machten.

Wir titelten damals: „Der Bock zum Gärtner“… ist doch drollig, oder?

 

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