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Verbraucherschutz, Kapitalismuskritik – oder einfach nur Schleichwerbung?

Also wirklich: Der ehemalige Chefredakteur von Finanztest ist ja 2014 von dem Online-Medium Finanztip als Chefredakteur eingekauft worden. Ein schlauer Deal der Gründer, die dadurch einen bekannten Namen hatten – der nun Zinsvergleiche und Werbung für Konditionenbrecher als Verbraucherschutz ausgibt. Da kommt man schon ins Grübeln…

Seit einem Jahr pflügt sich der Ex-Finanztestler Herrmann-Josef Tenhagen nun durch die großen Medien. Aufgrund der Reputation seines bisherigen Arbeitgebers und der Kompetenzzuweisung, die er offenbar hat, gibt er sich z. B. im Spiegel als Kolumist die Ehre. So auch am 26.10.15 mit einem Artikel, dessen Überschrift uns eigentlich schon zum Weiterblättern reizt: „Minizinsen: Wo der Bankwechsel lohnt“. Aber tapfer wie wir sind, lesen wir weiter – und graben ein wenig tiefer…

Schleichwerbung?…

Es gibt ein wenig amüsantes blabla. Man amüsiert sich über die Art, wie ein Kind das Kürzel der französischen Crédit Agricole Consumer Finance aussprechen würde. Und dann geht es mehr oder weniger direkt zu drei Anbietern mit Festgeldkonditionen, die dann auch folgerichtig mit einem Umweg über sein Portal Finanztip direkt auf die Websites dieser Anbieter schickt. Und zwar, irgendwie übertreibt der Herr Tenhagen ein wenig, trägt der Link seinerseits den Titel „eine Übersicht finden Sie hier“.

… ach nein, nur Product Placement…

Früher nannte man das Schleichwerbung. Heute heißt das viel salonfähiger Product Placement. Naja. Man muss ja nicht auf solche Links klicken.

Das Fatale an diesem Vorgang ist eigentlich etwas anderes: Diese ganze Konstruktion ist kein Zufall oder Ausrutscher, sondern Ausfluss einer klaren Strategie, die man sogar bei Wikipedia nachlesen kann (man fragt sich, wer den Wikipedia-Eintrag dort platziert hat. Allemal kann man da lesen, dass in der gemeinnützigen GmbH die Angebote von der Redaktion getestet und dann „in einem getrennten zweiten Prozess“ von „einer anderen Abteilung die Links auf diese Angebote gesetzt“ werden.

… oder, hey, nennen wir es doch einfach „Affiliation Links“!

Wer es noch ein wenig genauer wissen will, kann das auch im Magazin brand eins nachlesen, in das Tenhagen es auch geschafft hat. Dort wird der Vorgang der Verprovisionierung solcher verbraucherschützender Angebote des „überzeugten Kapitalismuskritikers“ schön erklärt – mit dem noch salonfähigeren Marketingbegriff „affiliation links“.

Erklären wie ein Freund…

Laut brand eins wolle Tenhagen mit seinen breit gestreuten Erklärungen den Leuten – in diesem Fall also den Lesern von Spiegel-Online – eigentlich nur „wie einem Freund beim Kaffee erklären, was er tun soll“. Denn das sei es ja, “was Menschen wollen.“ Naja, wie sagt man so schön:

Bei Geld hört die Freundschaft halt auf.

Dass die Spiegel-Leser im Verbraucherselbstschutz und der Kapitalismuskritik weiter sind als der Kolumnist,  zeigt übrigens ein Großteil der Kommentare, die das alles auch nicht so richtig witzig finden.

Verbraucherschutz oder gar Kapitalismuskritik?

Und nun haben wir das alles gelesen und geschrieben – kratzen uns hilflos am Kopf:

Bedeutet „Kapitalismuskritik“ und Verbraucherschutz denn wirklich nur, dass man von den Angeboten aus 1500 Banken die obersten drei auswählt – und sich für dadurch abgeschlossenes Geschäft Provisionen bezahlen lässt? Also wirklich…

Und überhaupt: Für wen schreibt Tenhagen eigentlich? Für die breite Masse kann es ja nicht wirklich sein. Man stelle sich vor, dass die Menschen ihre Spargroschen tatsächlich in Scharen zu den drei von ihm promoteten Anbieter bringen würden. Man muss nun kein Finanzwirt sein um zu wissen: Das machen sie nur so lange, wie es ihnen passt. Denn sie wissen genau: Sie würden das Geld, das sie bei diesen Konditionen im großen Rahmen drauflegen würden, niemals wieder zurückbekommen. Deshalb würden die Angebote bald genau so „schlecht“ sein, wie bei den anderen 1490 Banken in Deutschland, die seit über 100 Jahren dafür sorgen, dass es unseren Regionen und Kommunen und den Menschen gut geht.

Und das ist das, worüber man als „Verbraucherschützer“ und „Kapitalismuskritiker“ schon mal nachdenken sollte…

 

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