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Die FAZ öffnet Crowd-Newsroom zum Thema Sparkassen… Wer will das wissen?

Aber ganz finster: Die FAZ (“Sparkassen-Check: Wie sicher sind die Sparkassen?“, 4.11.15) startet eine Aktion, bei der eine künstliche Crowd irgendwelches Wissen über Sparkassen zusammenzustellen soll. Das ganze garniert mit kritischen Artikeln. Wahrscheinlich würde die FAZ gerne mehr Abos verkaufen. Solche Crowd-Sachen erhöhen ja die Sichtbarkeit, sagt man. Dass sie da mal nicht die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat…

Konkret sollen über das „gemeinnützige Recherchezentrum Correct!v“ in einem „Crowdnewsroom“ Antworten zu der Frage zusammengetragen werden: „Welcher Sparkasse geht es gut, welcher nicht?“ Worum sich die Fragen drehen, die dort gestellt werden? Na klar, um es mit den Worten von Jean-Claude Juncker zu sagen "Geld, Geld immer mehr Geld.":

Wie hoch sind die Zinsen?

Was verdient der Vorstand?

Wieviel bekommen die Verwaltungsräte?

Macht Deine Sparkasse Gewinn oder Verlust?

Aber das entspricht eben nicht dem Konzept der sozialen Marktwirtschaft. Auch wenn man das denken könnte, dass es so wäre. Man könnte sogar fragen: Wer will das wissen? Die investigativen Journalisten, die es verlernt haben, über etwas anderes zu schreiben? Oder welches ist die Agenda, die dahinter steckt?

Dazu gibt es in dem Artikel übrigens dann noch ein übles Paket aus Zynismus. Zitat aus dem genannten Artikel:

„Wir sind bürgernah, Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge, gemeinwohlorientiert und deshalb gut für Deutschland – so ist das vielleicht etwas altmodische Selbstbild, mit dem sich die Sparkassen in der Finanzkrise als vitale Kraft positionierten.“

Ganz abgesehen davon, dass die Sparkassen genau dieses „Selbstbild“ in der Finanzkrise gar nicht installieren mussten. Sie machten immer lustig ihre 08/15 Werbung weiter. Die Kunden kamen troztdem zu ihnen. Weil es eben kein Selbstbild, sondern ein Fremdbild ist. Ein Bild, das ihre der Gesellschaft und dem Einzelnen dienenen Funktion beschreibt - auch ohne dass es ausgesproche wird.

Vielleicht sollte die FAZ einmal drüber nachdenken, ob dieses „etwas altmodische“ Bild von der Gemeinwohlorientierung nicht in Wahrheit das Bild der Zukunft ist. Dass Sie da eventuell etwas verschlafen könnte. Und ob das Nachdenken über das Gemeinwohl anstatt über niedrige Zinsen nicht das Gegenteil ist von dem, was ihre Leser interessiert.

Denn wie schrieb schon Walter Benjamin: "Denn nicht nur träumt ja jede Epoche die nächste - sondern träumend drängt sie auf das Erwachen hin."

In einer Zeit, in der das Bewusstsein wächst dass heute viel zu viel unternehmerisch in Profiten  und zu wenig gesellschaftlich gedacht wird, versucht die FAZ über Twitter, „Crowd-News“ etc. die Menschen zu Unternehmern zu machen. Seltsam…

Das wundert umso mehr als CORRECT!V  das erste gemeinnützige Recherchezentrum im deutschsprachigen Raum. Auf der Website wird folgende bei einer Preisverleihung verliehenes Prädikat verliehen: „CORRECT!V probiert neue Journalismus-Finanzierung und entfachte eine Debatte über die Gemeinnützigkeit journalistischen Tuns.“

Das klingt gut. Aber passt das zu einer Aktion, die ganz offensichtlich eine Agenda hat, die mit dem Gemeinwohl so gar nichts zu tun hat?

 

 

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