claim von gute-banken

Was misst man eigentlich mit dem Verdienst? Oder: „Wie viel?“ ist einfach nicht die richtige Frage…

Derzeit gehen auffällig viele Meldungen durch die Medien, bei denen es um die Bezüge von Bänkern geht. Das Seltsame daran: Man weiß nie so genau, welchem Zweck solche Berichte dienen sollen. Wir haben uns darum auch einmal ein paar Gedanken gemacht…

Also, resümieren wir zunächst die Situation:

Die FAZ (“Sparkassen-Check: Wie sicher sind die Sparkassen?“ 4,11.15) macht derzeit mit einem „Sparkassen-Check“ macht um das Nachforschen nach Gehältern von Sparkassen-Vorständen viel Wind (bzw. heiße Luft).

Das Handelsblatt stößt mit einem seltsamen Video ins selbe Horn: Bei dem  Handelsblatt-Video  (Recherche im Video: Auf der Suche nach den Vorstandsgehältern“, 4.11.15) lässt sich ein „Finanzredakteur“das Gehalt eines Sparkassenvorstands persönlich „offenlegen“. Hey! Ein Stoff für Hollywood fürwahr…

Der Spiegel (23.11.15) zitiert seinerseits den Deutsche Bank-Chef Cryan, der auch finde, dass die Bänker zuviel verdienen würden.

 

Am 25.11.15 macht die Süddeutsche Zeitung dann in einem bemerkenswert klaren Artikel (Deutsche Bank: Ohne Bonus macht kein Investmentbanker die Finger krumm“) zum Einen durchaus amüsant deutlich, worüber man bei „zuviel verdienen“ spricht. Zum Anderen zeigts sie, auch wo die Probleme liegen, wenn man die Dinge nur übers Geld steuern will…

Ab wann beginnt eigentlich „zu viel“?

Nachdem die Höhe der Boni nach der Krise durch Regulierungsvorgaben gedeckelt werden musste, hatte die Deutsche Bank ja nicht faul einfach die Fixgehälter der betroffenen Leute nach oben gesetzt. Wir hatten darüber auch schon verschiedentlich geschrieben („Deutsche Bank, die Boni und der Kulturwandel“, 13.6.13).

Im vergangenen Jahr, so die SZ, hätte die Deutsche Bank bei 1100 Mitarbeitern die Fixgehälter also um summiert gerade mal „300 Millionen Euro“ hochgesetzt. Durchschnittlich habe das ein Plus von 270 000 Euro ergeben. Im Ganzen, so die Süddeutsche weiter, hätten „mehr als 800 Angestellte des Instituts pro Person mehr als eine Million Euro, davon mehr als 250 zwischen zwei und neun Millionen Euro“.

Liest man die dort angegeben Zahlen, wundert man sich, warum die FAZ und das Handelsblatt sich mit so kleinen Brötchen abgeben. Um auf solche Beträge zu kommen, müssten sich die Sparkassen-Vorstände, die derzeit durch den gehaltlichen Kakao gezogen werden, ordentlich strecken.

Da zitieren wir uns doch gerne einmal selbst:

Mal im Ernst: Wenn extrem hohe Bonuszahlungen so wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit sind, zeigt das ja schon auch: Das System ist offenbar nach wie vor nur vom Geldmachen getrieben. Wenn ein Unternehmen außer hohen Boni keine Wettbewerbsvorteile bei der Rekrutierung von „Talenten“ zu bieten hat, zeigt es damit auch sein wahres Gesicht bzw. seine Denkweise. Sinngemäß: "Solange die anderen sich nicht ändern, wollen wir uns selbst auch nicht ändern."

In diesem Sinne unterstreichen solche Artikel nur das alte, offenbar nicht reflektierte Problem.

Fazit:

Was lehrt uns dieses nun? Im Grunde wohl auch wieder nur das Eine:

Es macht am Ende keinen Sinn, etwas "wegen Geld" zu lieben oder zu verdammen.

Die wichtigste Frage sollte vom Grundsatz her niemals sein, „wie viel“ jemand verdient, sondern „wofür“ er das Geld bekommt. Das heißt auch: Wessen Interessen er dient.  Anders ausgedrückt: Dient die bezahlte Aktivität der Gesellschaft oder schadet sie ihr am Ende?

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die FAZ derzeit versucht, die Gehälter von Sparkassen-Chefs zu ergründen – um sie dann mit dem „Gehalt der Bundeskanzlerin“ zu vergleichen. Das ist ohnehin eine perfide und bei genauerer Betrachtung irgendwo zwischen „realitätsfremd“ und „gesellschaftsblöde“ anzusiedelnde Argumentation.

Denn überlegen wir mal:

Natürlich würde sich jeder freuen, wenn er ein wenig mehr verdienen würde - aber doch in vernünftigen Dimensionen. Aber: Ginge es im normalen Leben wirklich nur „um Geld“, müssten wir dann nicht all diejenigen für dumm erklären, die – wie zum Beispiel Krankenschwestern, AltenpflegerInnen, ErzieherInnen, SozialarbeiterInnen etc.  – eine gute und wichtige Arbeit für wenig Geld machen und ihre Arbeit vor allem deshalb gerne machen, weil sie gesellschaftlichen Sinn macht und sie erfüllt?

Ihnen gilt aus unserer Sicht mehr Respekt und Aufmerksamkeit. Vielleicht sollte die FAZ mal zu diesem Thema einen „Crowdnewsroom“ eröffnen. Naja, das wird schon werden…

Und deshalb sollte auch weiterhin gelten: „Wieviel?“ ist und bleibt halt nicht die richtige Frage!

Mehr gibt es dazu irgenwie nicht zu sagen… Oder?

 

 

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