claim von gute-banken

Jetzt neu: Die FAZ verwendet 'Gemeinwohl' und 'Sparkassen' in einem Satz!

Ach ja: Nachdem die regionalen Banken – Sparkassen und Genossenschaftsbanken – jahrelang medial unterrepräsentiert waren, widmet die Frankfurter Allgemeine wenigstens den Sparkassen einen eigenen Artikel („Sparkassen: Der rote Koloss“, 1.8.15). Der Artikel selbst ist jetzt nicht so relevant, aber er kommt zu einem beachtlichen Ende…

Die großen Medien brauchen halt Skandale, weil sie sonst Angst haben, dass ihnen die Leser weglaufen könnten. Was den Bankensektor angeht, scheinen ihnen die Themen auszugehen:

      Um die Commerzbank  ist es ruhig geworden – hie und da mal wieder eine Kapitalerhöhung, eventuell ein neuer Vertrag für ihren Vorstand.

      Bei der Deutschen Bank werden die vielen Anklagen, Prozesse und teilweise  milliardenschweren außergerichtlichen Einigungen langsam auch langweilig. Es gab einfach zu viele. Und nun hat sie auch noch einen neuen Co-Vorstand, der einfach nur ein Turn-Around-Manager ist – und was er sagt, ist gemessen an den Äußerungen seines Vor-Vorgängers auch nicht gerade sexy.

      Die Hypo-Vereinsbank verhält sich ohnehin schon seit Jahren ruhig – und allzu oft kann man über den radikalen Schnitt in ihrem Filialnetz auch nicht berichten.

      Die Targo-Bank wurde von einer französischen Genossenschaftsbank gekauft und macht wenig verwertbaren Wind.

Vor diesem Hintergrund muss man sich das Material jetzt eben selbst konstruieren, so gut man das kann. Um mit Zahlen kann man ja umgehen…

Umso drolliger ist die Feststellung, die den stellvertretenden Ressortleiter „Wirtschaft“ und „Geld und mehr“ zu diesem Artikel anregte. Also, um was geht es in dem Artikel eigentlich? Wenn man es genau nimmt, um nicht sehr viel:

Malen nach Zahlen…

Nachdem die Deutsche Bank nicht mehr brilliert, muss man über sie sprechen, in dem man sie mit einer anderen Bankengruppe vergleicht. Das „Machtgefüge unter Deutschlands Banken“, so heißt es vollmundig, habe sich verschoben. Und das auch noch „ohne dass jemand Wind davon bekommen hätte“!

Und dann kommt die wahnsinnige Mitteilung: Die Sparkassen hätten doch tatsächlich „die Deutsche Bank überrundet“. Dramen im Alltag: Ihre Bilanz sei jetzt „dicker als die von Deutscher Bank und Commerzbank zusammen.“ Hey!

Ehe wir zum weiteren dramatischen Aufbau dieses echt seltsam drolligen Artikels kommen, gucken wir uns diese Zahlen brav genauer an:

Deutsche Bank runter – Sparkassen, deutlich drunter…

Die Bilanzsummen der Sparkassen ist 2014 zwar gestiegen – aber ganz bestimmt nicht in einer Größenordnung, die den früheren Zahlen der Deutschen Bank den Rang hätte ablaufen können. Die Deutsche Bank hat ihrerseits ihre Bilanzsumme wie schon 2013 angekündigt, deutlich gekürzt: Im vierten Quartal 2014 lag sie laut statista noch bei 1,955 Milliarden, wurde aber bis zum 2. Quartal 2015 auf 1,694 Mrd reduziert. Die Bilanzsumme der Sparkassen lag dagegen Ende 2014 laut DGSV bei 1.127 Mrd. Euro. Also deutlich weniger.

Das Wachstum lag im Jahr 2014 laut dem Deutschen Sparkassen und Giroverband (DSGV) bei 1,4 Prozent. Tatsächlich hier nur eines wirklich massiver angestiegen: „Die Kundeneinlagen wuchsen um 20,2 Mrd. Euro auf 836,7 Mrd. Euro. Das entspricht einem Plus von 2,5 Prozent und übertrifft das Wachstum der Vorjahre  deutlich. Mit 54 Prozent aller Kundeneinlagen haben die Sichteinlagen den größten Anteil. Dieses Segment ist um 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen.“ Auf deutsch: Die 50 Millionen Kunden der Sparkassen, die sie ja vor dem Vergleich durch die FAZ auch schon hatten, haben ihnen mehr Geld anvertraut.

Nochmal versuchen: Deutsche Bank runter – gesamter Sparkassenverbund… gleichbleibend.

Ach so, vielleicht meinte die FAZ aber auch die Bilanzsumme des gesamten Sparkassenverbundes. Die lag tatsächlich bei etwa 2,3 Billionen. Blöde nur: In dieser Größenordnung lag sie schon vorher. Genau genommen ist sie über den gesamten Verbund hinweg sogar ein wenig gesunken. Man kann es ja nachlesen. Aber dass die Bilanzsumme des Verbundes sich gar nicht verändert hat, ist ja nicht relevant – wenn man einen Weg sucht, um die Deutsche Bank zu nennen…

Deutsche Bank runter – Genossenschaftsbanken… vergessen

Man wird einfach nicht schlau aus dem, was die FAZ da schreibt. Warum sie bei ihrer Bilanzzahlenvergleicherei die Sparkassen gegen die Deutsche Bank und die Commerzbank rennen lässt, muss sie selbst wissen. Aber wenn sie das schon tut – hätte sie auch gleich die konsolidierten Ergebnisse der Genossenschaftsbanken mit in ihr schönes Bild aufnehmen können. Naja…

Aber jetzt kommt’s!

Aber dann kommt eben wenigstens für uns mal ein echter Brüller:

Nachdem der Artikel über einige Absätze hinweg verzweifelt versucht, den 417 unabhängigen, aber für ihre Kunden im Verbund abgesicherten Sparkassen irgendeine Gefährlichkeit oder Zwielichtigkeit – irgendwie so im Sinne von „Bank ist halt doch Bank“ - zu unterstellen, kommt dann etwas, was man leider viel zu selten liest:

Als allerallerallerletztes Wort bringt die FAZ die Sparkassen mit einem Wort in Verbindung, das wir gerne lesen – auch wenn es sich bei der FAZ zynisch liest: Es ist ein sehr wichtiger Begriff, den man sonst bei ihr selten liest – wenigstens nicht im Ressort „Wirtschaft“ und „Geld und mehr“. Weil da kann man scheinbar nur Zahlen.

Hier ist der Satz:

„Dazu erklingt von den Sparkassen-Funktionären das hohe Lied vom Gemeinwohl.“

Ende des Artikels… Den Sie am besten mal selbst lesen um sich ein Bild zu machen – oder das schöne bunte Bilanzzahlen-Bild anzusehen…

P.S.: WIr haben auch mal gezählt: Wenn wir uns nicht verzäht haben, erscheint das Wort Sparkassen in dem Artikel 19 mal. "Deutsche Bank" konnte man immerhin noch sechs mal lesen. Na also, geht doch…

weitere Einträge

Kommentare

Kommentar schreiben

Bleiben Sie bitte sachlich und themenbezogen in Ihren Beiträgen und unterlassen Sie bitte links- und rechtsradikale, pornographische, rassistische, beleidigende und verleumderische Aussagen.