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SZ: „Was Banken jetzt tun müssen“ … machen regionale Banken schon immer.

Ein bemerkenswerter Kommentar in der Süddeutschen Zeitung („Finanzbranche: Was Banken jetzt tun müssen“, 3.8.15) veranlasste uns, den darin anformulierten Gedanken einmal zu Ende zu denken…

 

Der SZ-Kommentar basierte ebenso wie ein ausführlicherer Artikel in der SZ  auf der vor einigen Tagen veröffentlichten Studie „Banking Conduct and Culture: A Call for Sustained and Comprehensive Reform“ – auf deutsch so viel wie Verhalten und Kultur der Banken – in Aufruf zu einer nachhaltigen und umfassenden Reform“. Diese Studie der „G30 - Consultative Group on international Economic and Monetary Affairs Inc.“ – einer Gruppe aus zahlreichen „Altstars“ der Finanz- und Regulierungswelt“ – spricht reichlich sachlich aber dennoch ausreichend kritisch die Gründe für und die Probleme des kulturellen Wandels in der Bankenwelt an.

Das lesenswerte 84 Seiten starke Papier hat sicher einige interessante Aspekte. Die Studie erhebt keinen moralischer Zeigefinger, sondern gibt Hinweise darauf, dass und warum Banken und Märkte, die sich aus ihrer Teilhabe an der Gesellschaft verabschieden, auf die Dauer schlicht kein Geld mehr werden verdienen können.

Die Notwendigkeit des „Kulturwandels“ wird in diesem Sinne schlicht als Schlüssel zu künftigen Umsätzen und Wettbewerbsfähigkeit gesehen:

„Banking is, in 2015, at a low point in terms of customer trust, reputation, and economic returns, and steps must be taken to reverse this. (…) Addressing culture and repairing trust go hand in hand and are a prerequisite for sustainable economic returns and—in the medium term—a source of competitive advantage. (…). A bank needs a minimum level of trust and reputation in order to generate economic returns...

Besonders bemerkenswert in dieser Studie sind aus unserer Sicht noch zwei weitere Sätze:

„Just because it is legal does not mean it is right.“

Dieser Satz gefällt uns natürlich besonders deshalb, weil wir ihn auch schon verschiedentlich verwendet haben, um die Misere zu umschreiben - und auszumalen.

Und dann eben dieser Satz, auf den wir gleich noch einmal zu sprechen kommen werden:

„Banks’ purposes should include supporting their customers, their customers’ businesses, and the economies of the communities in which they operate.“

Auf deutsch heisst das soviel wie: Die Bank sollte ihre Kunden, die Unternehmen ihrer Kunden und eben auch die Gemeinden / Regionen unterstützen, in denen sie arbeiten.

Dieser Satz ist auch einer der Sätze, der wohl auch den Kommentar in der Süddeutschen Zeitung inspiriert haben muss, den wir mit Interesse und Freude gelesen haben:

Der Kommentar der Süddeutschen Zeitung

Der SZ-Kommentar fasst im Grunde den Inhalt des G30-Papiers in ein paar kurzen aber treffenden Kernsätzen zusammen, die wir hier einfach mal in voller Länge zitieren:

      Banken haben vielmehr, gesellschaftlich wie betriebswirtschaftlich gesehen, nur dann eine Zukunft, wenn sie nachweisen können, dass sie über ihr Kerngeschäft hinaus sozial verantwortlich und gesamtgesellschaftlich nützlich sind.

      Das Gewinninteresse des Instituts selber ist zwar nicht verwerflich, reicht als einziges Legitimitätsmerkmal aber nicht aus. (…) Banken nämlich, die nur sich selbst verpflichtet sind, brauchen eine Volkswirtschaft nicht - und eine Gesellschaft schon gar nicht.

      Nur eine dienende Bank ist eine notwendige und damit eine akzeptable Bank.

Frage: Auf welche Banken treffen diese Kriterien zu?

Nimmt man diese Sätze einmal zusammen und versucht, sie auf die deutsche Bankenlandschaft anzuwenden, wird man eventuell zu demselben Schluss kommen wie wir:

Banken, die von ihrer Philosophie und Satzung her gesamtgesellschaftlich und für ihre Gemeinden engagiert sind und ihre dienenden Funktion nicht vergessen haben, sind tatsächlich nicht ohne Grund auch diejenigen, die in den letzten Jahren bei Kunden und Geschäftszahlen massive Zuwächse verzeichnet haben

Kurz: Die regionalen Genossenschaftsbanken und Sparkassen.

Diese beiden wirklich tragenden Säulen im dreigliedrigen deutschen Bankensystem haben tatsächlich nach wie vor mit 50 Millionen (Sparkassen) und 30 Millionen (Genossenschaftsbanken) Kunden nicht ohne Grund den größten Markanteil. Sie tun das, was die schlauen Köpfe der G30 nun fordern. Sie dienen ihren Kunden, ihren Regionen und der mittelständisch organisierten deutschen Wirtschaft, die sie mit Krediten versorgten – und um die sich jetzt manche Großbank gerne wieder mit ihnen streiten würde.

In diesem Sinne kann wohl wirklich sagen: Der Kommentar der Süddeutschen trägt zwar den schönen Titel: „Was Banken jetzt tun müssen.“

Man müsste diesen Satz einfach nur ergänzen:

Banken müssen im Grunde einfach das tun, was die regionalen Häuser in Deutschland schon seit über 100 Jahren tun…

Fazit: Zahlen sind halt doch nicht alles

Ist es wirklich so einfach? Das war und ist wohl eine Frage der Perspektive. Allerdings scheint es auch bei den Großköpfen der Märkte und Regulierer langsam eine Einsicht in das zu geben, woran wir schon seit Jahren glauben. Die gelebte Realität spricht ja dafür:

Mancher wundert sich, warum ausgerechnet die genossenschaftlichen und öffentlichen Institute trotz allen Wettbewerbs immer noch Zuwächse verzeichnen – obwohl sie doch

-       oft ein wenig behäbiger wirken

-       sicherlich teurer sind, als manche Direkt- oder Privatbank

-       und dann auch von den überregionalen Zeitungen und Geldmedien nur mit Schmäh-Texten und Kritik an zu hohen Dispo-Zinsen bedacht werden

-       und sicher auch nicht immer alles richtig machen…

Vielleicht liegt das ja einfach daran, dass ihre Kunden sehr viel mündiger sind, als ihnen das manche gerne unterstellen.

Sie entscheiden einfach nach völlig anderen Kriterien als die zahlen- und konditionsorientierten Medien das tun. Das regionale Engagement der Häuser, das zeigt übrigens auch die Analyse von über 80.000 bei uns eingegangenen freiwilligen Bewertungen durch Kundinnen und Kunden von Banken, ist für die deutliche Mehrzahl der Bewerter ein Argument, das stärker ist als Preise und Konditionen…

Und das ist – um mit Klaus Wowereit zu sprechen – auch gut so!…

 

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