claim von gute-banken

Stresstest Nachtrag: Keine Show – nur eine Simulation ....

Oder: Dreimal abgeschnitten – und immer noch zu kurz.


Wir hatten in den letzten Wochen verschiedentlich über den Banken-Stresstest berichtet. Mal war er zu hart, dann wieder nur ein Streicheltest. Am 12.7.2010 schrieb das Handelsblatt nun unter der Headline „Zehn Prozent der Banken reißen die Latte“: „In Finanzkreisen hieß es, die Stresstests seien „keine Show“, sondern simulierten echte Herausforderungen.“ Und wieder muss man wohl sagen: Deine Sprache verrät Dich....

Um es noch einmal einfach zu sagen: Der Stresstest ist ein Berechnungsinstrument, mit dem man bekannte Katastrophenszenarien annimmt – und sie auf die derzeitige bilanzielle Lage der Banken überträgt. Das Ziel ist also nicht etwa eine Antwort auf die Frage: Wie kann man Katastrophen vermeiden? Sondern einfach nur: Wie gut kommt man mit Katastrophen zurecht?

In manchen Fällen kann das wirklich Sinn machen. Zum Beispiel bei Naturkatastrophen. Die sind unabwendbar und es ist gut, wenn man weiß, wie man damit umgehen kann. Aber die Finanzkrise ist ja nun kein Naturereignis. Sie ist von Menschen gemacht. Sie war vorhersehbar  und auch vermeidbar – und zwar ganz ohne aufwendige Berechnungen. Es hätte ein einfacher Gedanke genügt: Wem nutzt das alles? Oder die einfache Erkenntnis, dass Wachstum, Gewinn, Geld und Eigenkapitalrendite nicht die Elemente sein können, mit denen man die Menschen auf der Welt satt macht und für Frieden und Wohlstand in der globalisierten Welt sorgt. Oder noch einfacher: Die Überlegung, dass Banken  für Volkswirtschaften eine dienende Funktion haben. Aber diese Überlegung fehlte eben.

Gut, könnte man sagen. Man hat das eben übersehen. Es war ein Fehler. Und Fehler sind zum Lernen da. Aber was ist der Lerneffekt, der sich aus den Simulationen der Stresstests ergibt bzw. überhaupt ergeben kann?

Eine schöne Definition des Begriffs der Simulation findet sich in Gablers Wirtschaftslexikon:

Ein möglichst realitätsnahes Nachbilden von Geschehen der Wirklichkeit. Aus Sicherheits- und Kostengründen ist es für fast alle konkreten Problemkreise notwendig, sie aus der Realität zu lösen und abstrakt zu behandeln; d.h. durch Abstraktion wird ein Modell geschaffen, an dem zielgerichtet experimentiert wird. Die daraus resultierenden Ergebnisse werden anschließend wieder auf das reale Problem übertragen.

 Die Ergebnisse werden also auf das reale Problem übertragen. Die Frage ist und bleibt: Welches ist das reale Problem? Die Möglichkeit weiterer Finanzkrisen? Die Banken und ihre Denkweisen? Oder die grundsätzliche, uns alle beherrschende Denkweise, dass es im Leben und der Gesellschaft nur noch um Geld und Reichtum geht?

Offenbar wird diese Frage nicht gestellt. Im Gegenteil: Man nimmt weiterhin billigend in Kauf, dass die Großbanken weiter ihr Unwesen treiben. Und man achtet nur darauf, dass man das nächste mal besser darauf vorbereitet ist. Wie sagt die alte Weisheit: Man kann ein Problem nicht mit den Instrumenten lösen, die es erschaffen haben. Das hat auch der Stern noch nicht erkannt, der unter der Headline „Sorge um nicht krisenresistente Banken“ am 14.7.2010 schreibt:

Erweist sich eine Bank als nicht krisenresistent, solle sie aber zunächst versuchen, sich am Markt mit zusätzlichem Kapital zu versorgen, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Gelinge dies nicht, könnten die Staaten einspringen. Würden diese dadurch in den Bankrott getrieben, dann könnten sie in einem letzten Schritt der Euro-Rettungsschirm von 750 Milliarden Euro anzapfen. EU-Finanzkommissar Olli Rehn sprach von einer "dritten Verteidigungslinie".

Eine Verteidigungslinie also. Was wird verteidigt? Gegen wen? Wer ist der Angreifer? Es lohnt sich, darüber nachzudenken und sich einfach zu fragen: Will ich an diesem Spiel teilnehmen? Muss ich wirklich so denken, wie Stern und Konsorten es mir vorschreiben?


Kurzes Fazit:


Es steht zu hoffen, dass irgendwann wieder verstanden wird, dass das Leben in Wahrheit gar keine Show ist. Sondern eben eine Verkettung von realen gesellschaftlichen Notwendigkeiten.


Die einfache Frage lautet: Was ist gesellschaftlich notwendig? Die Art und Weise, wie Großbanken am Finanzmarkt agierten und unerfahrene Landesbanker und Politiker mit Gewinnen lockten, die es nie gab, ist es sicherlich nicht.


Was können wir tun? Zum Beispiel einfach unsere Bankberater fragen


-          welches das Ziel ihrer Bank ist

-          welche Funktion Gewinne für die Bank haben

-          welche Lehren die Bank aus der Krise gezogen hat.


Gefallen uns die Antworten, können wir bei der Bank bleiben. Wenn nicht? Dann nicht!


Sonst noch was? Ja, klar. Ihr könnt zum Beispiel auch einfach


-          unsere Seiten in Facebook und im Web an Eure Freunde und Bekannten weiterempfehlen

-          Eure Bank auf unserer Website bewerten.


Das würde allen helfen. Und ganz ehrlich: uns auch!


 

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