Déjà vu: Finanztest „testet“ mal wieder. Oder: Haste ma 35 Tausend?
Insgesamt 146 mal schwärmten die Tester von eigenen Gnaden aus, um die Beratungsqualität von Banken zu benoten. Äh, hatten wir das nicht gerade erst? Ach nein, das war ja der City Contest von Focus Money. Ach nein, das war die Deutsche Bank als beste Bank in EuroMoney. Ach nein, auch nicht. Grade kürzlich lasen wir bei der ING Diba, dass sie vom Wirtschaftmagazin Euro zur besten und beliebtesten Bank Deutschlands gekürt wurde.
Äh, bitte? Wer war jetzt nochmal die beste Bank? Wie immer lohnt es sich, ein wenig tiefer zu graben....
Was wird da gemessen?
Wissenschaftlich gesehen ist eine Theorie ja dann brauchbar, wenn sie valide (messe ich das Richtige?) und reliabel (messe ich richtig?) ist - und vor allem, wenn beim selben Experiment auch das selbe Ergebnis herauskommt. Und das scheint hier ja nun nicht so ganz der Fall zu sein. Oder sind das alles lauter verschiedene Experimente, die eben weil sie völlig verschiedene Dinge messen zu völlig verschiedenen Ergebnissen kommen?
Die Kritik von Finanztest
Was zum Beispiel Finanztest misst und anschließend moniert, sind im Wesentlichen drei Dinge:
- Keine Frage nach den persönlichen und finanziellen Verhältnissen
- Kein Beratungsprotokoll
- Kein Mix in den Anlagevorschlägen
Nehmen wir als Beispiel die von Finanztest geschundene Volksbank Mittelhessen. Also eine der größten genossenschaftlich organisierten Banken Deutschlands. Sie hat aktuell 130000 Mitglieder und kann über Kundenschwund nicht klagen. Man sollte also von drei Dingen ausgehen können:
- Die Bank kennt ihre Kunden
- Die Bank zieht ihre Kunden – die ja Ihre Genossen sind – nicht bewusst über den Tisch
- Die Kunden der Volksbank Mittelhessen sind nicht blöde
Warum also haben sie nicht schon lange gemerkt, dass die Voksbank eine „mangelhafte Beratung“ mit der Note 5,5 verdient, und schon längst keine Geschäfte mehr mit ihr machen? Ja, das fragt man sich doch. Oder? Wo liegt der Denkfehler?
Der Praxistest in der Praxis
Nun stellen wir uns das also folgendermaßen vor. Da kommt irgendwo im schönen Hessenland eine junge Frau oder ein junger Mann in die Bank.
„Guten Tag, ich habe 35.000 Euro und würde sie gern für 10 Jahre anlegen. Also ich sage Ihnen gleich, das muss nicht absolut sicher sein. Ich bin bereit, Risiken einzugehen, aber am Ende der Laufzeit will ich zumindest mein eingesetztes Geld wieder zurückbekommen können. Außerdem würde ich die Anlage gerne so haben, dass ich im Notfall schon vor Ablauf der zehn Jahre wieder drüber verfügen kann – wenn es sein muss, auch mit Verlust. Wozu raten Sie mir?“
Das ist das Testprofil, wie es von Finanztest am 20.7.2010 online beschrieben ist – nur in die erste Person gesetzt. Das sagt also so ein junger Mann oder eine junge Frau, die da in die Bank reinkommt. Und die man nicht kennt. Und jetzt mal im Ernst: Wenn Ihr da hinter dem Schalter oder auf der anderen Seite des Schreibtischs sitzen würdet – was würdet Ihr denken? Die ersten Fragen, die man wohl stellen würde:
- Wollen Sie das wirklich oder denken Sie nur darüber nach?
- Ist es wirklich gut, das zu wollen?
Die erste Frage wäre sicherlich nicht: „Sagen Sie mal, können Sie sich das wirklich leisten?“ Sicherlich würde diese Frage kommen. Aber nicht als erste. Und nicht innerhalb von fünf Minuten. Wenn der junge Mensch sowieso Kunde ist, dann kennen wir seine Verhältnisse. Wenn er es nicht ist, hören wir erstmal zu, ehe wir Fragen stellen.
Risikostreuung?
Noch etwas: Es ist interessant, dass Finanztest bei einem Betrag von 35.000 Euro moniert, dass die Anlagevorschläge nicht auf mehrere Anlagen gestreut wurden. War es nicht so, dass man für jede Transaktion nochmal Gebühren bezahlen muss? Zu welchem Zweck sollte das eigentlich geschehen? Etwa um das Risiko zu streuen? Also mal im Ernst: Wenn da ein junger Mensch reinkommt und so viel Geld anlegen will, dann sollte man ihm von Risiko abraten und stattdessen höchstens raten, in frei verfügbare fest verzinsliche Anlage (am besten deutsche Staatsanleihen) oder höchstens solide Immobilienfonds einzusteigen – und dann noch einen Betrag in Festgeld oder Tagesgeld zu stecken. Dann ist es frei verfügbar. Das würde dem „Kunden“ vielleicht nicht gefallen. Aber es wäre richtiger und anständiger als alles andere.
Und wenn der Kunden dann wirklich das Geld auf den Tisch legt oder sagt, dass er das wirklich so machen will, weil er überzeugt ist – dann würden wir das Beratungsprotokoll ausdrucken und ihm aushändigen...
Fazit: Gambling statt Geldanlage
Man wird das Gefühl nicht los, als würde Finanztest davon ausgehen, dass wir alle Gambler sind. Spieler, die dem Finanzmarktvirus verfallen sind. Und die es für ein Zehntel oder ein Prozent mehr in Kauf nehmen würden, gar keine Rendite zu haben oder leer auszugehen. Hand aufs Herz: Denken wir wirklich so? Bildet der Test von Finanztest tatsächlich die Realität ab?
Müssen wir so was wirklich lesen und glauben? Brauchen wir all diese Tests? Oder wäre es nicht einfach gut zu wissen, ob unsere eigene Bank uns das bieten kann, was wir brauchen? Wir ihr wisst, ist das unser Konzept. Es gibt keine „besten Banken“. Es gibt lediglich die Bank,
- die gut zu mir passt
- die mir im Zweifelsfall auch mal einfach sagt: „Lass es!“
- die ihre Produkte kennt und zu ihnen steht
- die uns nicht das verkauft, was die meiste Provision bringt, sondern das was am besten für uns ist.
- die uns auch nicht unbedingt das verkauft, was wir wollen, sondern eben nochmal: das was am besten für uns ist. Und am besten heißt meistens: Sicherheit und solide Rendite. Keine Millionen.
Ja, wir bekennen uns zu genau den Banken, die aufgrund ihrer regionalen und genossenschaftlichen Aufstellung und ihrer Satzungen ganz offenbar nicht kompatibel sind zu den Vorstellung von Finanztest, Euro, Euromoney, Focus Money und wie sie alle heissen. Da stehen wir voll dazu! Und wir sind sicher: Damit stehen wir nicht allein.
Was können wir tun? Da ist natürlich einiges:
- Nicht mehr an die Superlative glauben
- Verstehen, dass diese ganze inflationäre Testerei nicht uns dient, sondern jemand anderem
- unsere eigene Bank auf der website www.credible-finance.de bewerten.
- anderen damit helfen, sich zu entscheiden
- credible-finance an Freunde und Bekannte weiterempfehlen
Damit wäre schon allen ein wenig geholfen – und uns natürlich auch!
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