claim von gute-banken

Stresstest-Ergebnisse: Was soll man davon halten? Oder: Nicht der Rede wert...

Ein Leser fragte uns, was wir von den Ergebnissen der Stresstests halten. Wollt Ihr die einfache oder die komplizierte Antwort? Die einfache zuerst: Nichts.Sie erfüllen genau den Zweck, den sie erfüllen sollen: Die Großbanken davon abzuhalten, sich gegenseitig zu misstrauen, sich kein Geld mehr zu leihen und damit ihre dienende Funktion noch weniger auszuüben als sie es ohnehin schon tun. Was hat das mit uns allen zu tun? Nichts ...

 

 

Hier ist nun die kompliziertere Antwort: Man kann ein Problem nicht mit den Instrumenten lösen, die es verursacht haben. Der ganze Stresstest ist ein finanzwirtschaftliches Konzept, das zum Ziel hat, Katastrophenfolgen zu vermeiden, anstatt die Katastrophe selbst zu vermeiden.

 

Weil wir den Test nicht zielführend finden, interpretieren wir auch die Ergebnisse nicht

 

Also: Weil wir vom Stresstest selbst nichts halten, wollen wir die Ergebnisse auch nicht weiter kommentieren. Wer sie interpretiert, akzeptiert sie als valides uns reliables Instrument. Der ganze Bohai, der um die Stresstests – und jetzt auch um die Ergebnisse gemacht wird, dient – wenigstens aus unserer Sicht - nur dem Zweck, das ganze System noch einmal zu bestätigen. Und genau das halten wir für den kategorialen Fehler. Wir verstehen, dass Geldmedien davon leben, die Ergebnisse zu skandalisieren. Sie leben von genau diesem Markt. Erst preisen sie uns die Dinge an – dann verkaufen sie uns die Kritik.

 

Diese ganze Testerei in den Zahlenlabors ist aus unserer Sicht der Ausdruck der nach wie vor herrschenden Denkweise, dass

 

  • der Finanzmarkt ein Primat vor allem anderen habe
  • alles, was man gut ausrechnen kann, auch automatisch gut ist
  • man nur so lange rechnen muss, bis wieder alles gut ist.

 

Das sehen wir nicht so. Und wir sind auch durchaus nicht der Meinung, dass diese Ansichten durch weitere Tests wahrer würden als sie es jetzt schon nicht sind.

 

Das gilt übrigens für alle Tests, mit denen wir beballert werden – seien es Stresstests oder Bankentests von Finanztest, Euro Money, Focus Money und Konsorten nicht richtiger: Gerade diese Woche hatten wir darüber geschrieben, dass allein in den letzten Wochen vier verschiedene „Beste Banken Deutschlands“ getestet und gekürt wurden.

Summarisches Fazit:

Wir testen uns nochmal zu Tode – solange bis es hoffentlich langweilig wird....

Oder bis wir verstehen,

 

  • dass Bank nicht gleich Bank ist
  • dass diejenigen Banken die guten Banken sind, die der Gesellschaft dienen – und nicht diejenigen, die über Eigenkapitalrendite schwadronieren
  • dass es Banken gibt, die allein schon aufgrund ihrer Satzungen und Gesellschafterstrukturen eine klare Bindung an die Gesellschaft und an die Region haben und deshalb besser sind als diejenigen, die sich von der Gesellschaft abgekoppelt und dem Finanzmarkt verschrieben haben
  • dass sich Großbanken ihre fehlende gesellschaftliche Funktion auch nicht dadurch kompensieren können, dass sie sich neuerdings wie die Deutsche Bank als Corporate Citizens zu präsentieren versuchen

 

Die Ankerfrage sollte auch im Kapitalmarkt dieselbe sein, wie im wirklichen, im richtigen Leben. Diese wichtigste und erste ist  nicht „Wieviel?“ – sondern eben „Für wen?“ Das zu erkennen, bringt sehr viel mehr als jeder Labortest.

 

Übrigens: Wir wurden auch gefragt, welche Folgen die Ergebnisse der Tests für die Verbraucher haben würden. Wir denken: Keine! Denn schließlich handelte es sich nur um eine Simulation. Nichts Reales. Die Wirkung die sich da zeigen kann, ist lediglich die von dem Patienten der zum Arzt geht und sagt:

 

Ach Herr Doktor, können Sie mir nicht wieder so ein EKG machen – das hat mir beim letzten Mal so gut getan!“

 

Darum geht’s bei der Testerei. Aus unserer Sicht wenigstens.

 

Was wir alle dagegen tun können? Na einiges:

 

  • Nicht mehr alles einfach so glauben, was wir lesen.
  • Die richtigen Fragen stellen – zum Beispiel auch unseren eigenen Bänkern
  • (zum Beispiel die einfache Frage: Wem dient ihr?)
  • Im Zweifelsfall einfach wieder zu den Banken gehen, die zwar sterbenslangweilig und manchmal auch nicht so richtig flexible daherkommen, die aber einfach solider sind als andere...

 

Noch was? Natürlich: Ihr könnt auch jederzeit

 

  • unsere Artikel teilen
  • uns an Eure Freunde weiter empfehlen
  • Euch an der Diskussion beteiligen
  • Eure Bank auf unserer Website bewerten oder über sie berichten

 

Klar sind das nur kleine Schritte. Aber besser als nichts. Davon hat jeder was – und ganz ehrlich: Wir auch!

 

 

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