claim von gute-banken

Commerzbank: Immer die falsche Bilanzierung… Oder: Was an der Bonus-Diskussion so drollig ist.

Reuters (19.2.11) u. a. melden, die Commerzbank müsse nun also ihren Mitarbeitern für die Integration der Dresdner Boni bezahlen. Gesprochen wird von einem niedrigen dreistelligen Mio-Betrag. Da gibt es ordentlich Wallung und das ist ok so. Aber die Sache hat auch eine drollige Seite. Was daran drollig ist? Da muss man nur ein klein wenig tiefer graben...

Fangen wir mal vorne an: Focus Money (Commerzbank: Boni für Mitarbeiter 19.2.11) zitiert die Ansicht von FDP-Finanzpolitiker Frank Schäffler: „Es ist zumindest grenzwertig, wenn nicht skandalös, dass die Commerzbank trotz Milliarden-Gewinns nichts bezahlt wegen der Verluste nach HGB. Es ist naiv zu glauben, da hätte der Vorstand keinen Bewertungsspielraum. Das nehme ich Herrn Blessing und seinen Managern nicht ab“, betonte Schäffler in Focus Money.

Nicht besonders verwunderlich ist, dass ein FDP-Finanz-Experte über Bewertungsspielräume in der Bilanz spricht. Eine Bilanz sollte ja normalerweise schon die Realität belastbar in Zahlen darstellen. Aber dass man Bilanzen gestalten kann, ist ja bekannt. Ist das drollig? Nein!

Drollig ist nämlich: Dass keine Zinsen bezahlt werden, liege an dem Unterschied zwischen der Bilanzierung nach Handelsgesetzbuch – und nicht nach dem vor einigen Jahren aus Amerika eingeführten Bilanzierung nach IRFS.

Warum? Der Witz liegt eben der Unterschied zwischen diesen beiden Bilanzierungsformen.  Die von der Commerzbank durchgeführte Bilanzierung nach Handelsgesetzbuch (HGB) ist eigentlich dafür bekannt, grob gesprochen vor allem den Gläubigerschutz und das Vorsichtsprinzip in den Vordergrund zu stellen. Zur Erinnerung: Gläubiger sind Leute, denen man Geld schuldet.

Die Bilanzierung nach IFRS (International Financial Reporting Standards) dagegen ist nicht am Gläubigerschutz orientiert. Sie folgt den vom International Accounting Standards Board (IASB) gesetzten Rechnungslegungsvorschriften. Hier geht es vor allem um „fair presentation“. Abschlüsse nach IAS sollen also vor allem für Investoren entscheidungsrelevante Informationen über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage und auch über die Veränderung von Zahlungsströmen des bilanzierenden Unternehmens geben.

Beim HGB geht es also um Gläubigerschutz, bei IRFS um Information der Investoren. Die Commerzbank zog es vor, nach HGB zu bilanzieren. Wäre der Staat ein Gläubiger, müsste das ja prima sein. Der Staat ist aber drolligerweise formal kein Gläubiger, sondern ein Investor bei der Commerzbank. Die 18 Mrd. Staatsgeld sind ja im wesentlichen als stille Einlage sowie als 25% der Aktien angelegt worden. Und für den Investor wäre halt IFRS besser gewesen.

Die Katze beißt sich also mal wieder vorzüglich und zu unserem Amüsement in den Schwanz...  Die Politisch beförderte Finanzmarkt-Revolution steht sich selbst im Weg rum. Sie frisst ihre Kinder zwar nicht – aber sie führt sie an der Nase rum. Ist das nicht drollig?

Und überhaupt, so zitiert Focus Money den FDP-Experten, habe die Commerzbank „auch unter Herrn Blessing kein richtiges Geschäftsmodell gefunden“. Das leuchtet natürlich stark ein. Beziehungsweise spielt es keine Rolle. Denn eigentlich hat die Commerzbank ja abzüglich der in der HGB-Bilanzierung greifenden Verluste aus der Hypo Real Estate ja nur etwa 1 Milliarde Euro Gewinn gemacht. Bei einer IFRS-Bilanzierung hätte sie die ja auch ausweisen müssen. Ist ja albern irgendwie. Oder?

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