Geldanlage für Kinder
Warum stellen sich einem da die Nackenhaare: Das Handelsblatt („Schnuller, Schultüte und Sparplan“, 18.9.12) bespricht das Thema Geldanlage für Kinder. Nun ist das ja nichts wirklich Neues. Auch früher hatten Kinder Sparschweine, um den Umgang mit Geld zu lernen, seinen Wert zu schätzen und den sprichtwörtlichen „Sparsinn“ zu entwickeln. Und das Sparschwein wurde am Weltspartag geschlachtet. Das waren noch Zeiten.
Nun wird in dem Artikel aber eine Art Sparsinn 2.0 zelebriert, die in ihren Argumenten wie immer rational daherkommt - und sich dennoch seltsam anfühlt. Technisch gesehen, so wird eine Finanzexpertin zitiert, sei die Geburt ja wirklich der beste Zeitpunkt zum Anlegen, weil dann eben das „Zeitfenster zum Sparen“ am größten sei. Da kann man kaum widersprechen. Von der Wiege bis zur Bahre.
Allerdings, so der Artikel, sollten Eltern sich am besten vor der Geldanlage einigen, welches Sparziel sie haben, wie schnell sie im Zweifel an das Ersparte des Kindes herankommen möchten – und „wie viele Verluste sie in Kauf nehmen wollen“. Und plötzlich werden Kinder von ihrer Geburt an zu Finanzmarktteilnehmern umfunktioniert. Da geht es um Fonds, Wertpapiere, Steuervorteile und Laufzeiten. Natürlich ist das alles rational und richtig. Allerdings kann man nur hoffen, dass den „Anlegern“ da noch Zeit zum Kindsein bleibt…
Nun wird in dem Artikel aber eine Art Sparsinn 2.0 zelebriert, die in ihren Argumenten wie immer rational daherkommt - und sich dennoch seltsam anfühlt. Technisch gesehen, so wird eine Finanzexpertin zitiert, sei die Geburt ja wirklich der beste Zeitpunkt zum Anlegen, weil dann eben das „Zeitfenster zum Sparen“ am größten sei. Da kann man kaum widersprechen. Von der Wiege bis zur Bahre.
Allerdings, so der Artikel, sollten Eltern sich am besten vor der Geldanlage einigen, welches Sparziel sie haben, wie schnell sie im Zweifel an das Ersparte des Kindes herankommen möchten – und „wie viele Verluste sie in Kauf nehmen wollen“. Und plötzlich werden Kinder von ihrer Geburt an zu Finanzmarktteilnehmern umfunktioniert. Da geht es um Fonds, Wertpapiere, Steuervorteile und Laufzeiten. Natürlich ist das alles rational und richtig. Allerdings kann man nur hoffen, dass den „Anlegern“ da noch Zeit zum Kindsein bleibt…
Kommentare
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?Von der Wiege bis zur Bahre... Trefflichst formuliert... Dieses Konzept finde ich absolut abstoßend. Da kann man nur an die elterliche Vernunft apellieren... Und natürlich weiter informieren...
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als Ich AG spätestens mit 7 der eigene CFO sein, frühzeitig in haribo konfekt investieren, und ein ausgewogenes portfolio mit sweets, toys & gadgets vorhalten - dann kann ja nichts mehr passieren, außer: der nesquick-preis sinkt, weil neben der kita ein bubble tea-imperium im ersten quartal die erwartungen übertrifft und zudem der alte konflikt zwischen
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?All jene, die sich moralisch (auch mitunter zu Recht) darüber echauffieren, werden in Zukunft die Verlierer in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Altersvorsorge sein. Guten Tag, Realität. Eine weltweite Reform des Finanzsystems werden wir nicht erleben. Der Staat wird unter der Schuldenlast ersticken, Sozialabgaben und Steuern werden steigen, Renten und Sozialleistunge n sinken. Egoismus wird belohnt. Gewinner werden all jene sein, die über Finanzmarktwiss en und Kapital verfügen.?
Das geht schon alles langsam in die richtige Richtung. Das System leidet langsam unter seiner eigenen Volatilität. Und das Alberne daran ist ja, dass das beste Finanzwissen da am Ende gar nix hilft. Aktive Fondsmanager schaffen es oft nicht mal mehr, einen Index wie den Dax zu schlagen.
So gesehen kann man sagen: Das System wird sich beruhigen und deutlich langweiliger werden müssen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ?die Märkte? sich selbst so unsicher gemacht haben, dass man nicht mal mehr richtig wetten kann, ohne dabei ein Verlustrisiko zu haben. Das macht doch keinen Spaß mehr, wenn der Gewinn nicht mehr vorprogammiert ist.
There is eben no such thing as a free lunch. Und am Ende ist es dann mal wieder das gesellschaftlic he Sein, das unser Bewusstsein von der Funktion von Geld, Märkten und Kapital bestimmt. Soviel Zuversicht darf schon sein. Oder?
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Ich halte mal dagegen: ich kann eine abnehmende Volatilität nicht erkennen. Im Gegenteil. Ich gehe davon aus, dass die enorme Geldschwemme in den kommenden Jahren dazu führen wird, dass sich die an der Börse gehandelten Volumina weiter erhöhen werden - und damit auch die Volatilität. Was macht der Staat? Er selbst tritt als Akteur an der Märkten immer stärker in Erscheinung, um Entwickungen (mit viel Geld) in seinem Interesse zu beeiflussen, sei es über Rettungsschirme oder über die EZB. Was kann die Gemeinschaft vom Staat erwarten? Immer weniger. Deutschland hat aktuell 2 Billionen Euro Schulden, zählt man allerdings die an keiner Stelle ausgewiesenen Pensionsansprüche der kommenden Jahre dazu, dann kann man diese Zahl gleich einmal verdoppeln. Der Staat hat für die Altersvorsorge seiner Beamten keinerlei Rücklagen gebildet, sie muss aus laufenden Steuereinnahmen finanziert werden. Was wird passieren? Dramatischer Rückzug des Staates aus den Bereichen Gesundheit,Bild ung und Soziales. Die um-die-30-Generation (also ich) kann doch nicht ernsthaft auf die Solidargemeinsc haft vertrauen. Das ist vollkommen naiv. Vielmehr ist es völlig rational, sich um seine finanzielle Absicherung selbst zu kümmern - an den Märkten. Und hier kommt das Wissen zum Tragen. Der konventionelle Sparer eröffnet ein Tagesgeldkonto mit 1% Verzinsung, ein "Kenner" der Märkte nutzt eben andere, renditestärkere Produkte. Ich bin hier ganz ehrlich: ich sichere lieber mich und event. meine Kinder frühzeitig über Geldanlagen ab, als im Alter zufrieden sagen zu können: "Ich hab zwar nix zu fressen, bin aber moralisch mit mir im Reinen."