claim von gute-banken

Die FTD und die Zukunft der Sparkassen

Bemerkenswert seltsam: Die FTD („Schöner Schein“, 8.10.11) denkt über die Zukunft der Sparkassen nach. Und das geht so: Eigentlich hätten sie ja mit den „Bänkstern“ und „Gierbänkern“ wirklich nichts zu tun und böten ja genau das „behagliche Heile-Welt-Flair“, das sich die Kunden wünschen würden. Deshalb hätten sie im letzten Jahr ja auch Rekordgewinne verbucht. Außerdem sei ja auch jeder vierte Kredit in Deutschland von Sparkassen gekommen. Also alles soweit so gut. Und dann kommt’s:

Gerade die Tatsache, dass die Sparkassen so viele Kredite vergeben würden, sei aus der Sicht der Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank wegen der sogenannten „Fristentransformation“ gefährlich. Was heißt das jetzt genau?

Der Begriff der Fristentransformation steht für den Umstand, dass Banken, die längerfristige Kredite zu einem bestimmten Zinssatz vergeben, sich in der Regel selbst Geld zu kurzfristigen Zinsen leihen würden. Im Falle der Sparkassen kommt das Geld für die regional vergebenen Kredite ja in der Regel aus den Festgeldern und sonstigen Anlagen der eigenen Kunden. Es kommt also aus der Region und bleibt in der Region.

Normalerweise funktioniere das auch gut, weil Zinsen für kurzfristige Kredite - also aus der Sicht der Bank für Kundenanlagen - fast immer günstiger sind als für langfristige - also für Kundenkredite. So funktioniert das und das ist ja auch ok so.

Das Ganze könne aber halt schwierig werden, wenn die Zinsen für kurzfristige Kredite irgendwann höher wären als die für langfristige. Wenn also der Zins für einen sagen wir 10-jährigen Kredit bei 5% liegt, die kurzfristigen Zinsen aber irgendwann im selben oder gar einem höheren Bereich liegen würden. Dann würde so eine Bank gewissermaßen bei den vergebenen langfristigen Krediten drauflegen müssen.

Und deshalb bestehe hier also für die Sparkassen eine Gefahr. Die Tatsache, dass sie so viele Kredite vergeben, sei in diesem Sinne eine Bedrohung. Das ist natürlich eine einerseits richtige und für alle Banken geltende aber andererseits auch eine seltsame Sache.

Man fragt sich: Ja wie jetzt – was sollen die Sparkassen denn nun machen? Sollen sie nicht mehr so viele Kredite vergeben? Nein, das wohl nicht. Die Sparkassen sollten aber laut FTD bzw Bundesbank „endlich anfangen zu sparen“.

Tatsächlich würden sie ja „sehr viel mehr Mitarbeiter als andere Finanzverbünde in Europa“ beschäftigen. Und weil sie den Anspruch hätten, „ihre Kunden fair zu behandeln“, könnten sie sich zum Beispiel ja „keine zu aggressiven Verkaufsziele setzen“. Das Fass der Kritik scheint dann überlaufen zu wollen: Überdies würden sie sich dann auch noch ein dichtes Filialnetz und viele Geldautomaten leisten. Und da fragt man sich auch wieder: Ja wie jetzt – sollen sie genau diese Leistungen jetzt reduzieren oder wie soll das gehen?

Dass man den Sparkassen ernsthaft vorschlagen würde, ihre flächendeckenden regionalen Services zu reduzieren oder gar weniger Kredite auszureichen, wäre ja nun wirklich ein Vorschlag von vorgestern. Darum kann es ja bei bestem Willen niemandem gehen.

Ach nein. Genau genommen geht es bei diesem offenbar von der Bundesbank platzierten Artikel wohl eigentlich nur darum, den Sparkassen mal wegen ihres gemeinsam mit den Genossenschaftsbanken formulierten Widerstands gegen die europäische Bankenunion mal ordentlich einen hinzutreten. Dass man sich dabei auf sehr rutschiges logisches Gelände begibt, nehmen wir jetzt einfach mal hin und warten auf eine mögliche Replik der Sparkassenorganisation…
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