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Comdirect: Zweifelhafte Boni – auch für Neukunden. Oder: Das Dilemma für „selbstbestimmte Kunden“

Kürzlich lag eine Werbesendung von Comdirect – der Onlinebank der Commerzbank im Briefkasten: „Jetzt bei Deutschlands Leistungsbroker: Bis zu 250 € Übertragsprämie – Depot übertragen und bis zu 250 € Prämie sichern!“ Aha. Jetzt können wir uns aussuchen, was uns mehr stört:

1.      Dass Staatsgeld für Werbung verblasen wird

2.      Oder dass auch dieses Versprechen Blendwerk ist: Auf der Rückseite steht kleingedruckt: „Die Höhe der Prämie beträgt 1% des übertragenen Fondsvolumens von mindestens 1000 Euro, maximal jedoch 250 Euro.“ Auf deutsch: Hast Du 1000 Euro in Fonds, kriegst Du einen Gegenwert von 1 Euro – hast Du 250.000 Euro in Fonds, kriegst du 250 Euro. Überträgst Du mehr als das, wird’s auch nicht mehr.

3.      Dass sich die „Prämie“ nur auf Fondsanteile bezieht – nicht auf Aktien oder Staatsanleihen. Wohl deshalb, weil man den Kunden von da aus am besten auf Commerzbank-Fonds umswitchen kann.

Jetzt würde nur noch fehlen, dass die Werbung das klassische Fonds-Argument der Strukturvertriebe einsetzt: „Mit garantierter Wertsteigerungs-Chance!“ Wir haben mal nachgeguckt, ob das vielleicht auf der Website steht. Da stand aber nix davon. Immerhin! Was treibt die Comdirect als Tochter der Commerzbank dazu, solche schrägen Angebote zu machen?

Mal ein wenig tiefer graben…

 

Selbstbestimmte Kunden

Die comdirect ist heute laut Angaben auf ihrer Website „die erste Adresse für mehr als 1,5 Millionen selbstbestimmte Privatkunden.“ Was mag das eigentlich sein: Ein selbstbestimmter Kunde – gibt es auch fremdbestimmte Kunden? Das sind wahrscheinlich diejenigen, die ihr Geld bei Sparkassen und Volksbanken anlegen. Egal…

 

Rechnen muss man können!

Werfen wir mal einen Blick auf die Zahlen: Seit 2007 hätte die comdirect-Bank laut Angaben auf ihrer Website ihre Kundenbasis um über 40 Prozent vergrößert. Und sie ist natürlich noch nicht satt: Bis 2013 will sie 800.000 weitere Kunden gewinnen und den Bestand so auf 2,3 Millionen steigern. Dafür nimmt sie im Rahmen ihres „Zukunftsprogramms complus“ satte 300 Millionen Euro in die Hand. Das sind satte 375 Euro pro (Neu-)kunde (Cost per Customer ratio).

Unterm Strich will sie dann das Kundenvermögen auf 50 Milliarden Euro (im Februar 2011 sind das laut Website von Comdirect 16,60  Mrd.) und das Vorsteuerergebnis auf 150 bis 170 Millionen Euro steigen. Das wäre dann eine Verdreifachung des verwalteten Vermögens. Bei einer Vergrößerung der Kundenbasis um 65% (von 1,5 Mio auf 2.3 Mio Kunden). 50 Milliarden: Das wäre dann ein durchschnittliches Anlagevolumen von 20.000 Euro pro Kunde. Ja, das stimmt schon: Um soviel mehr aus dem Geschäft rauszuholen, muss man den „selbstbestimmten Kunden“ einiges versprechen…

 

Das Dilemma

 

Wir geraten auch hier wieder in ein Dilemma: Müssen wir jetzt alle Kunden bei Comdirect werden, damit der Plan aufgeht und die Commerzbank unterm Strich dann mal ihre Schulden bezahlen kann? Oder müssen wir solche Spiele verurteilen, weil sie im Grunde niemandem dienen außer den Aktionären: Der Börsenkurs der Comdirect lag beim Börsengang im Jahr 2000 kurzfristig bei 35 Euro. Im April 2010 lag er dann bei 8,20 Euro – nachdem er im Oktober 2010 auf 6,5 Euro sank, liegt er jetzt wieder bei etwa 8,20. Dreimal abgeschnitten – und immer noch zu kurz…

 

Fazit:

 

Was soll diese Rechnerei? Stimmt schon: Im Grunde könnte sie uns fremdbestimmten Kunden ja egal sein. Aber immerhin: Die Comdirect ist ein Tochterunternehmen der Commerzbank. Und mit der haben wir als Steuerzahler derzeit bekanntlich schon was zu tun.  Naja, wir lassen sie einfach mal machen. Und bleiben am besten dort, wo es noch einigermaßen realistisch, bodenständig und langweilig zugeht.

 

Wir können das ja mal testen: Indem wir unsere Bänker fragen, wie viel ihr Haus für neue Kunden ausgibt. Wäre ja mal interessant zu hören…

 

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