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Krieg der Banken am Geldautomat: was haben die Kunden davon?

Vor allem die Direktbanken werden von einer einheitlichen Senkung der Gebühren profitieren, der Kunde weniger.

Im Frühling dieses Jahres ist das Thema der Gebühren am Geldautomat wieder ins Rampenlicht geraten. Plötzlich sind kleine lokale Sparkassen und Volksbanken an den Pranger als Abzocker in den Medien gestellt worden,  weil sie bis zu 20 € an Interbankengebühren verlangen würde.  Der Kunde wird abgezockt, wenn er beim fremden Automaten mehr als 5 € zahlt, so lautet die Kritik.

 

Die mediale Verschwörungstheorie

Interessant ist zu sehen, wie das ganze Thema inszeniert worden ist und zum Politikum wurde. Den Anfang machte der Zinspapst aus Frankfurt, der anhand von vertraulichen Informationen einer großen Direktbank  eine detaillierte Analyse der Gebühren „aller“ Banken für fremde Kunden machte.  Die Ergebnisse wurden in den Medien lanciert, die Politik mischte sich ein und schließlich wurde das Bundeskartellamt eingeschaltet, 280 Institute sollen geprüft werden.  Der Verband der Sparkasse konterte und bring eine Studie, die zeigte, dass 90% der Sparkassenkunden Geld an Automaten der Sparkassen abheben. Also warum diese Aufregung ?  Zurzeit verhandeln die Banken eine Kompromisslösung, die einen Entgelt von ca. 5 €   vorsieht, die Ergebnisse des Bundeskartellamts liegen noch nicht vor.

 

Die These einer medialen Verschwörungstheorie kann im Gespräch mit einer an den Pranger gestellten Bank. Selten habe ich so eine Wut und solche Gefühle bei den Verantwortlichen erlebt, diese Menschen sind tief verletzt worden. Persönlich verletzt durch die Journalisten, die angerufen haben, die die Fakten nicht richtig dargestellt hätten, durch die Inszenierung der Frankfurter, die mit unfairen Bandagen kämpfen und nationale Medien instrumentalisieren.  Hier stellt sich auf jedenfalls  die menschliche, ethische Verantwortung der Journalisten.

 

Direktbanken versus lokale Banken

Das Thema der Gebühren ist nur eine Episode eines langjährigen wirtschaftlichen Krieges zwischen den Direktbanken und den lokalen Banken.  Die Direktbanken attackieren die lokalen Banken bei den Konditionen mit aggressiver Werbung auf nationaler Ebene, die lokalen Banken versuchen mit Kundennähe und Qualität ihre Kunden zu halten.  In diesem Kampf stellen die Gebühren ein Dorn im Auge für die Direktbanken.  Sie können nicht Ihr Versprechen an ihre Kunden halten: „überall Geld kostenlos abheben.“ Einige lokale Banken lehnen sogar die Kreditkarten der Direktbanken ab. Die Direktbankkunden – es gibt Millionen davon in Deutschland, sind also auf fremde Geldautomaten angewiesen. Und die Rechnung ist für die Direktbanken sehr teuer, vor allem in einem Jahr mit sinkenden Erträgen.

 

Warum nicht die Marktwirtschaft das Problem regeln lassen?

In den Medienberichten wurde oft zitiert, dass  eine Geldtransaktion am Geldautomat nur 70 cents kostet, was nicht im Verhältnis zu den hohen Gebühren steht.  Auf der anderen Seite wird erklärt, dass die Aufstellung von Geldautomaten für Direktbanken sehr teuer ist und sich nicht lohnen würde.

Weiterhin wurde argumentiert, die lokalen Banken in ländlichen Gegenden würden ihre Monopolsituation ausnutzen. Mit solchen Thesen wurde die Klage beim Bundeskartellamt legitimiert.

 

Solange der Direktbankkunde Geld aus dem Internet nicht drucken kann, wird er im Wesentlichen von fremden Geldautomaten abhängig sein. Und der Direktbankkunde, der in einem Ort mit nur einer Sparkasse bzw. Volksbank wohnt und sich für eine Direktbank entschieden hat,  weiß oder sollte wissen, welche Vorteile und Nachteile er sich damit einkauft. Sollte man auch ein Beipackzettel mit „Risiken und Nebenwirkungen“  bei der Eröffnung eines Girokontos bei einer Direktbank  beilegen? Denn wenn die Direktbanken, dort Geldautomaten installieren oder eine Filiale eröffnen sollten, würde das Bild anders aussehen und plötzlich würden die Direktbanken ihre Rendite nicht mehr liefern.

 

Diese Umstände sollten doch die Direktbank dazu anspornen,  nach Innovationen zu suchen, wenn sie mit den Bankkollegen nicht zufrieden sind. Einige Banken lassen Geld bei der Tankstelle oder beim Supermarkt an ihre Kunden auszahlen. Warum nicht vom Bäcker ? Es gibt fast genau so viel Bäckerei wie Bankfilialen?  Und immer Deutsche bezahlen mit der Karte, und bald mit dem Handy…

 

Der Kunde hat wenig davon

Die Frage habe ich mich gestellt, wann ich „fremd“ beim Geldautomaten gegangen bin.  Ich habe festgestellt, es kommt äußerst selten vor.  Man hat seine Gewohnheiten, wie viel, wann und wo Geld abgehoben wird.  Anscheinend machen das auch Millionen von Kunden oder zumindest  90% der Sparkassenkunden, Tag für Tag. Wenn die Gebühren auf einen gemeinsamen niedrigen Nenner gesenkt werden sollten, hätten die Direktbankkunden wenig davon, aber die Direktbank viel, weil es sich primär um die Interbankgebühren geht.  Eine Frage zum Schluss: was passiert, wenn die letzte Sparkasse oder Volksbank vor Ort geschlossen hat, weil alle Kunden zu einer Direktbank migriert sind?  Wer ersetzt die verlorenen Arbeitsplätze und Steuerzahlungen? Wer unterstützt den Sportverein und das lokale Fest? Als Kunde sollte man sich auch im Klaren über die gesellschaftlichen Konsequenzen seines Handels sein.

 

Bank Bashing an falscher Stelle

Im Zuge der Finanzkrise gewinnt man den Eindruck, es sei schick, die Banken zu mobben.  Durch Politik,  Journalisten, Verbraucherzentralen und Finanztest werden Banken systematisch kritisiert und angegriffen. Man sollte aber nicht vergessen, welche Rolle die Politik in der Entstehung der Finanzblase gespielt hat und wer die Verantwortung für die größte Finanzkrise aller Zeiten trägt.  Sicher nicht ihre konservativen und soliden Sparkassen und Volksbanken vor Ort, oder ?

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Kommentare

Kommentare 

0 # Autor 2013-06-03 08:02
"Man sollte aber nicht vergessen, welche Rolle die Politik in der Entstehung der Finanzblase gespielt hat und wer die Verantwortung für die größte Finanzkrise aller Zeiten trägt. Sicher nicht ihre konservativen und soliden Sparkassen und Volksbanken vor Ort, oder ?"

Für mich wird hier klar ein verzerrtes Bild abgeben. Es wird nicht berücksichtigt , dass sich Sparkassen und genossenschaftl iche Banken ebenso in den spekulativen Finanzmärkten beteiligt hat.
Auch bei Giftpapieren wie Immobilien-Finanzierungen haben Sparkassen mit ihren Landesbanken ordentlich mitgezockt.
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0 # Autor 2014-07-18 09:43
Die Antwort wurde schon gegeben, man kann überall Geld abheben, warum braucht man eine Bank bzw. 30 oder 40? An kleineren Orten ist nicht mal die Sparkasse mehr präsent. Wenn ich sehe, wie viel ich bei der Sparkasse bezahle und was sie mir dafür bietet, muss ich sagen, dass sie IMO nicht ökonomisch arbeitet. Ich sehe das Argument, dass sie lokale Irgendwas unterstützt, aber tut sie das wirklich oder verhält sie sich nicht wie eine x-beliebige Bank, die Image-Pflege betreibt und ansonsten den eigenen Profit im Blick hat?
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