Deutsche Bank mit Hunger auf Rohstoffhandel
Wie heisst es so schön in der Bibel: Deine Sprache verrät Dich. Ein schönes Beispiel dafür sind die vom Handelsblatt („Deutsche Bank mit Hunger auf Rohstoffhandel“, 19.1.13) zitierten Äußerungen „der Märkte“. Auf der Lebensmittelmesse „Grüne Woche“ habe der Co-Vorstand der Deutschen Bank mitgeteilt, dass man weiterhin Agrar-Derivate anbieten würde.
Dann kommt erst das klassische Mantra der Märkte zu diesem Thema – Derivate erfüllten ja schließlich für Nahrungsmittelproduzenten „eine wichtige Funktion im weltweiten Handel“ (Liquidität und Preisfindung). Weil das so wäre, habe die Deutsche Bank jetzt entschieden, weiterhin Finanzinstrumente auf Agrarprodukte anzubieten. Und dann kommts: Der wesentliche Grund wird dabei auch gleich mitgeliefert: Man mache das ja schließlich „im Interesse seiner Kunden“. Das ist ebenso logisch wie bitter: Man kennt ja das Mantra des anderen Co-Vorstands der Deutschen Bank, dass Image ja eine schöne Sache sei, aber das Interesse der eigenen Shareholder für die Bank unverhandelbar sei.
Neben dem Deutsche-Bank-Chef kommen in dem Artikel auch andere zu Wort:
Zum Beispiel die Allianz, die sich ebenso logisch rausredet: Da man als Finanzinvestoren ja gar nicht selber in den realen Handel mit Lebensmitteln eingreife – weil sie eben nur mit Derivaten dealt – entziehe man logischerweise „dem Markt auch keine Rohstoffe“
Noch vielsagender ist die dialektische Aussage der Landwirtschaftlichen Rentenbank: Es sei einfach so, dass die Vorteile für Lebensmittelproduzenten „höher zu bewerten“ seien als „die Verwerfungen an den Märkten durch den Handel mit Derivaten auf diese Produkte“. Das ist insofern bemerkenswert, als man ja aus dieser Aussage wieder schließen kann, dass es durchaus „Verwerfungen“ gibt.
Da legt sogar das Handelsblatt die Karten auf den Tisch: Im Grund sei es einfach so, dass der Rohstoffhandel für die Deutsche Bank zu den „Wachstumssegmenten im Kapitalmarktgeschäft“ ziehe. Hier werde seit einigen Jahren kräftig Gas gegeben - und es würden „ordentliche Renditen“ erzielt.
Wenn man also zwischen den Zeilen genauer liest, heißt das einfach soviel wie: Wenn wir Gewinne machen können, machen wir Geschäfte mit allem, was (noch) nicht strafbar ist. Soviel zum Thema Kulturwandel. Oder wie sagt man so schön: Gierig geboren und nix dazugelernt…
Dann kommt erst das klassische Mantra der Märkte zu diesem Thema – Derivate erfüllten ja schließlich für Nahrungsmittelproduzenten „eine wichtige Funktion im weltweiten Handel“ (Liquidität und Preisfindung). Weil das so wäre, habe die Deutsche Bank jetzt entschieden, weiterhin Finanzinstrumente auf Agrarprodukte anzubieten. Und dann kommts: Der wesentliche Grund wird dabei auch gleich mitgeliefert: Man mache das ja schließlich „im Interesse seiner Kunden“. Das ist ebenso logisch wie bitter: Man kennt ja das Mantra des anderen Co-Vorstands der Deutschen Bank, dass Image ja eine schöne Sache sei, aber das Interesse der eigenen Shareholder für die Bank unverhandelbar sei.
Neben dem Deutsche-Bank-Chef kommen in dem Artikel auch andere zu Wort:
Zum Beispiel die Allianz, die sich ebenso logisch rausredet: Da man als Finanzinvestoren ja gar nicht selber in den realen Handel mit Lebensmitteln eingreife – weil sie eben nur mit Derivaten dealt – entziehe man logischerweise „dem Markt auch keine Rohstoffe“
Noch vielsagender ist die dialektische Aussage der Landwirtschaftlichen Rentenbank: Es sei einfach so, dass die Vorteile für Lebensmittelproduzenten „höher zu bewerten“ seien als „die Verwerfungen an den Märkten durch den Handel mit Derivaten auf diese Produkte“. Das ist insofern bemerkenswert, als man ja aus dieser Aussage wieder schließen kann, dass es durchaus „Verwerfungen“ gibt.
Da legt sogar das Handelsblatt die Karten auf den Tisch: Im Grund sei es einfach so, dass der Rohstoffhandel für die Deutsche Bank zu den „Wachstumssegmenten im Kapitalmarktgeschäft“ ziehe. Hier werde seit einigen Jahren kräftig Gas gegeben - und es würden „ordentliche Renditen“ erzielt.
Wenn man also zwischen den Zeilen genauer liest, heißt das einfach soviel wie: Wenn wir Gewinne machen können, machen wir Geschäfte mit allem, was (noch) nicht strafbar ist. Soviel zum Thema Kulturwandel. Oder wie sagt man so schön: Gierig geboren und nix dazugelernt…
Kommentare
Zu der Frage, ob sich ?die Rohstoffpreise von Angebot und Nachfrage losgelöst? hätten, lernen wir: Ja, es sei schon klar: Die Preisbildung auf Märkten überhaupt ? und deshalb auch auf Agrarmärkten - sei halt ein ?Suchprozess, bei dem es auch schon mal zu einem vorübergehende n Überreagieren der Preise kommen? könne. Aha.
Aber unterm Strich müsse ja außerdem auch klar sein, dass ?zunehmende, finanzielle Investitionen in derivativen Agrarmärkten nur dann zu ?Preissteigerung en auf den Kassamärkten? führen können, wenn es quasi draußen in der Welt eine gestiegene Nachfrage nach physischen Rohstoffen? gebe. Und wenn man das mal so sehe, sprächen ja ?alle Indizien? dafür, dass Finanzinvestore n ja nun wirklich gar ?keine zusätzliche Nachfrage? kreieren würden.
Deshalb, so lernen wir, hätten die Rohstoffpreise natürlich total viel mit der gestiegenen Nachfrage zu tun. Aber damit habe man selbst ja gar nix zu tun. Denn es sei ja eine Tatsache, ?dass keiner der auf Agrarrohstoff-basierten Indexfonds oder börsennotier ten Fonds (ETF) von physischen Rohstoffen gedeckt? werde.
Das kann man also so lesen: Man solle sich quasi nicht so anstellen. Die ?Märkte? hätten ja nun wirklich nichts damit zu tun, dass Essen für arme Menschen auch schon mal unbezahlbar werden kann. Denn dazu müsste man ja selbst Lebensmittel irgendwo horten. Und genau das würde man ja gar nicht tun. Aha. Soviel also hierzu.
Und dann gibt es natürlich auch noch Antworten auf die selbstgestellte Frage 7: ?Brauchen wir mehr Vorschriften in Derivate-Märkten? Sollten Finanzinvestiti onen in Rohstoffmärkten untersagt werden??
Hier kann man sich natürlich schon vorstellen, wie die Antwort ausfällt: Wenn man in das ganze Derivatgeschäft ein wenig mehr Transparenz bringen wolle, wäre das schon ok. Was allerdings gar nicht gehe, wäre eine Einführung von ?Positionsgrenze n, wie sie in der Europäischen Union als Teil der ?Markets in Financial Instruments Directive? (MiFID) eingeführt werden sollen?. Die seien dann allerdings doch kritisch zu sehen. Begründung: Solche Maßnahmen würden "die Fähigkeit der Banken einschränken, auf die Bedürfnisse ihrer Kunden zugeschnittene Geschäfte anzubieten".
Und das kann man dann wieder einfach so lesen: Ihr dürft ja gerne einen auf ethisch machen ? aber wenn unsere Kunden viel Geld mit hohen Renditen unterzubringen haben, wollen wir von Euch keine Begrenzungen haben. Denn hey, wir sind ja schließlich da, um den Profit unserer Kunden zu erhöhen. Also was soll's?